was entweder böse Buben, oder unverständige Kinder sagen?
Der Verführte hat so wohl Schuld, als der Verführer.
Verstehst du das nun, Moritz?
Moritz. Ach ja, Vater! Ich hab' es erfahren.
Vater. Das dächt' ich auch. Wenn dir Jemand ein Messer gäbe, und sagte: Stich damit deine Schwester todt, und du thätst es: hättest du keine Schuld? Könntest du sagen: Warum hat er mir das Messer gegeben? Oder wenn dir Jemand sagte: Da hast du bren- nenden Schwefel, stecke deines Nachbars Haus an; du thätst es, und wolltest dich hernach damit entschuldigen, daß er dir dazu den Schwefel gegeben hätte? Oder Christian käme, und gäbe dir einen Stock, und sagte: Schla- ge alle Hühner auf deines Vaters Hofe todt. Könntest du sagen: Ich kann nicht dafür.
Er
was entweder boͤſe Buben, oder unverſtaͤndige Kinder ſagen?
Der Verfuͤhrte hat ſo wohl Schuld, als der Verfuͤhrer.
Verſtehſt du das nun, Moritz?
Moritz. Ach ja, Vater! Ich hab’ es erfahren.
Vater. Das daͤcht’ ich auch. Wenn dir Jemand ein Meſſer gaͤbe, und ſagte: Stich damit deine Schweſter todt, und du thaͤtſt es: haͤtteſt du keine Schuld? Koͤnnteſt du ſagen: Warum hat er mir das Meſſer gegeben? Oder wenn dir Jemand ſagte: Da haſt du bren- nenden Schwefel, ſtecke deines Nachbars Haus an; du thaͤtſt es, und wollteſt dich hernach damit entſchuldigen, daß er dir dazu den Schwefel gegeben haͤtte? Oder Chriſtian kaͤme, und gaͤbe dir einen Stock, und ſagte: Schla- ge alle Huͤhner auf deines Vaters Hofe todt. Koͤnnteſt du ſagen: Ich kann nicht dafuͤr.
Er
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was entweder boͤſe Buben, oder unverſtaͤndige
Kinder ſagen?
Der Verfuͤhrte hat ſo wohl Schuld,
als der Verfuͤhrer.
Verſtehſt du das nun, Moritz?
Moritz. Ach ja, Vater! Ich hab’ es
erfahren.
Vater. Das daͤcht’ ich auch. Wenn dir
Jemand ein Meſſer gaͤbe, und ſagte: Stich
damit deine Schweſter todt, und du thaͤtſt es:
haͤtteſt du keine Schuld? Koͤnnteſt du ſagen:
Warum hat er mir das Meſſer gegeben? Oder
wenn dir Jemand ſagte: Da haſt du bren-
nenden Schwefel, ſtecke deines Nachbars Haus
an; du thaͤtſt es, und wollteſt dich hernach
damit entſchuldigen, daß er dir dazu den
Schwefel gegeben haͤtte? Oder Chriſtian kaͤme,
und gaͤbe dir einen Stock, und ſagte: Schla-
ge alle Huͤhner auf deines Vaters Hofe todt.
Koͤnnteſt du ſagen: Ich kann nicht dafuͤr.
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/176>, abgerufen am 22.11.2024.
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