ab. Wegen ihrer Weichlichkeit und Em- pfindlichkeit war sie auch andern Kindern un- erträglich. Denn sie verdarb allemal das Spiel. Was geschah? Die andern Kin- der vexirten sie zuletzt so, daß es immer hieß: Da kömmt die Mibbe wieder. Denn so nennten sie das mauige Wesen, das sie an sich hatte. Dieß verdroß sie zwar anfäng- lich sehr, und sie wollte darüber auch mauen. Weil sie aber bey den Aeltern keinen Beyfall fand, und ein Spott der andern Kinder wur- de; so fühlte sie es nach und nach, und bes- serte sich. Dazu kam, daß sie manchmal sahe, wie sich einige harte Jungen, die noch viel jünger als sie waren, rissen, verwunde- ten, die Finger quetschten, auf die Nase fie- len, daß das Blut hinfloß, und doch keine Miene verzogen, und keine Thräne fallen lies- sen. Das beschämte sie, und sie beschloß bey sich selbst: ich will auch nicht mehr so
weich-
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ab. Wegen ihrer Weichlichkeit und Em- pfindlichkeit war ſie auch andern Kindern un- ertraͤglich. Denn ſie verdarb allemal das Spiel. Was geſchah? Die andern Kin- der vexirten ſie zuletzt ſo, daß es immer hieß: Da koͤmmt die Mibbe wieder. Denn ſo nennten ſie das mauige Weſen, das ſie an ſich hatte. Dieß verdroß ſie zwar anfaͤng- lich ſehr, und ſie wollte daruͤber auch mauen. Weil ſie aber bey den Aeltern keinen Beyfall fand, und ein Spott der andern Kinder wur- de; ſo fuͤhlte ſie es nach und nach, und beſ- ſerte ſich. Dazu kam, daß ſie manchmal ſahe, wie ſich einige harte Jungen, die noch viel juͤnger als ſie waren, riſſen, verwunde- ten, die Finger quetſchten, auf die Naſe fie- len, daß das Blut hinfloß, und doch keine Miene verzogen, und keine Thraͤne fallen lieſ- ſen. Das beſchaͤmte ſie, und ſie beſchloß bey ſich ſelbſt: ich will auch nicht mehr ſo
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ab. Wegen ihrer Weichlichkeit und Em-
pfindlichkeit war ſie auch andern Kindern un-
ertraͤglich. Denn ſie verdarb allemal das
Spiel. Was geſchah? Die andern Kin-
der vexirten ſie zuletzt ſo, daß es immer hieß:
Da koͤmmt die Mibbe wieder. Denn ſo
nennten ſie das mauige Weſen, das ſie an
ſich hatte. Dieß verdroß ſie zwar anfaͤng-
lich ſehr, und ſie wollte daruͤber auch mauen.
Weil ſie aber bey den Aeltern keinen Beyfall
fand, und ein Spott der andern Kinder wur-
de; ſo fuͤhlte ſie es nach und nach, und beſ-
ſerte ſich. Dazu kam, daß ſie manchmal
ſahe, wie ſich einige harte Jungen, die noch
viel juͤnger als ſie waren, riſſen, verwunde-
ten, die Finger quetſchten, auf die Naſe fie-
len, daß das Blut hinfloß, und doch keine
Miene verzogen, und keine Thraͤne fallen lieſ-
ſen. Das beſchaͤmte ſie, und ſie beſchloß
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/87>, abgerufen am 16.07.2024.
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