her kannst du schon begreifen, daß diese Leu- te Betrüger sind. Sie geben nur vor, daß sie wahrsagen, oder den Leuten ihr Glück und Unglück vorhersagen könnten: lassen sich dafür bezahlen, und wenn denn die einfälti- gen Leute das glauben, so sind sie um ihr Geld, und zugleich betrogen.
Wie machen sie denn das? liebe Tante! fragte Dorchen, wenn sie wahrsagen? Wie sprechen sie denn dabey? Das ist ihre Spra- che, antwortete die Tante, besonders vor den unverheyratheten Bauermädchen und jun- gen Mannspersonen, die sich einander gerne freyen wollen: Ich will dir gute Waare sagen: Du wirst bald heyrathen. Du wirst glück- lich seyn, Haus und Hof bekommen, und recht reich werden.
Das hören denn die Leute gar zu gern, und glauben, es sind lauter Wahrheiten. Sie pflegen sich auch wohl vorher nach allen
Um-
her kannſt du ſchon begreifen, daß dieſe Leu- te Betruͤger ſind. Sie geben nur vor, daß ſie wahrſagen, oder den Leuten ihr Gluͤck und Ungluͤck vorherſagen koͤnnten: laſſen ſich dafuͤr bezahlen, und wenn denn die einfaͤlti- gen Leute das glauben, ſo ſind ſie um ihr Geld, und zugleich betrogen.
Wie machen ſie denn das? liebe Tante! fragte Dorchen, wenn ſie wahrſagen? Wie ſprechen ſie denn dabey? Das iſt ihre Spra- che, antwortete die Tante, beſonders vor den unverheyratheten Bauermaͤdchen und jun- gen Mannsperſonen, die ſich einander gerne freyen wollen: Ich will dir gute Waare ſagen: Du wirſt bald heyrathen. Du wirſt gluͤck- lich ſeyn, Haus und Hof bekommen, und recht reich werden.
Das hoͤren denn die Leute gar zu gern, und glauben, es ſind lauter Wahrheiten. Sie pflegen ſich auch wohl vorher nach allen
Um-
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her kannſt du ſchon begreifen, daß dieſe Leu-
te Betruͤger ſind. Sie geben nur vor, daß
ſie wahrſagen, oder den Leuten ihr Gluͤck
und Ungluͤck vorherſagen koͤnnten: laſſen ſich
dafuͤr bezahlen, und wenn denn die einfaͤlti-
gen Leute das glauben, ſo ſind ſie um ihr
Geld, und zugleich betrogen.
Wie machen ſie denn das? liebe Tante!
fragte Dorchen, wenn ſie wahrſagen? Wie
ſprechen ſie denn dabey? Das iſt ihre Spra-
che, antwortete die Tante, beſonders vor
den unverheyratheten Bauermaͤdchen und jun-
gen Mannsperſonen, die ſich einander gerne
freyen wollen: Ich will dir gute Waare ſagen:
Du wirſt bald heyrathen. Du wirſt gluͤck-
lich ſeyn, Haus und Hof bekommen, und
recht reich werden.
Das hoͤren denn die Leute gar zu gern,
und glauben, es ſind lauter Wahrheiten.
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/67>, abgerufen am 16.02.2025.
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