ich wohl, daß es allemal vorher geklopft und gepickt hat, wenn einer gestorben ist. Das hat mir meine Großmutter schon vor vielen Jahren gesagt, Gott lasse sie wohl ruhen!
Hum! sagte Fritze, das ist doch eine wunderliche Sache, die ich nicht recht zusam- menbringen kann. Marie! weißt du was: es kömmt mir fast eben so vor, wie mir neu- lich unser Lehrer, Herr Kinderlieb, sagte: Kinder, sagte der liebe Mann, ich habe euch gar zu lieb, und weil ich euch so lieb habe, so bitte ich euch recht sehr: nehmet euch doch vor dem Aberglauben der Leute in Acht. Die sagen euch von manchen Dingen lauter fal- sche Ursachen vor, und das setzt euch in Furcht und Schrecken, was doch nichts ist. Kannst du das wohl glauben oder sagen, Fritze, sprach er zu mir: dein Stock stehet im Winkel, jetzt regnets draußen, also ist das Schuld dran, oder es regnet davon, daß
dein
ich wohl, daß es allemal vorher geklopft und gepickt hat, wenn einer geſtorben iſt. Das hat mir meine Großmutter ſchon vor vielen Jahren geſagt, Gott laſſe ſie wohl ruhen!
Hum! ſagte Fritze, das iſt doch eine wunderliche Sache, die ich nicht recht zuſam- menbringen kann. Marie! weißt du was: es koͤmmt mir faſt eben ſo vor, wie mir neu- lich unſer Lehrer, Herr Kinderlieb, ſagte: Kinder, ſagte der liebe Mann, ich habe euch gar zu lieb, und weil ich euch ſo lieb habe, ſo bitte ich euch recht ſehr: nehmet euch doch vor dem Aberglauben der Leute in Acht. Die ſagen euch von manchen Dingen lauter fal- ſche Urſachen vor, und das ſetzt euch in Furcht und Schrecken, was doch nichts iſt. Kannſt du das wohl glauben oder ſagen, Fritze, ſprach er zu mir: dein Stock ſtehet im Winkel, jetzt regnets draußen, alſo iſt das Schuld dran, oder es regnet davon, daß
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ich wohl, daß es allemal vorher geklopft und
gepickt hat, wenn einer geſtorben iſt. Das
hat mir meine Großmutter ſchon vor vielen
Jahren geſagt, Gott laſſe ſie wohl ruhen!
Hum! ſagte Fritze, das iſt doch eine
wunderliche Sache, die ich nicht recht zuſam-
menbringen kann. Marie! weißt du was:
es koͤmmt mir faſt eben ſo vor, wie mir neu-
lich unſer Lehrer, Herr Kinderlieb, ſagte:
Kinder, ſagte der liebe Mann, ich habe euch
gar zu lieb, und weil ich euch ſo lieb habe,
ſo bitte ich euch recht ſehr: nehmet euch doch
vor dem Aberglauben der Leute in Acht. Die
ſagen euch von manchen Dingen lauter fal-
ſche Urſachen vor, und das ſetzt euch in
Furcht und Schrecken, was doch nichts iſt.
Kannſt du das wohl glauben oder ſagen,
Fritze, ſprach er zu mir: dein Stock ſtehet
im Winkel, jetzt regnets draußen, alſo iſt
das Schuld dran, oder es regnet davon, daß
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/53>, abgerufen am 16.02.2025.
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