viel Gutes gesagt hast, und kein dummer Aberglaube soll uns tödten.
Bey dieser Gelegenheit, sagte Dorchen, muß ich dir noch ein Geschichtchen erzählen, wie ichs von Väterchen habe, was der Aber- glaube oft für ein trauriges Ende nimmt. Vor etwa 30 oder 40 Jahren bereden sich ein- mal einige Leute bey Jena in der Christnacht, daß sie wollen hinausgehen in einen Wein- berg, und in dem Häuschen desselben die bö- sen Geister durch die Kraft der Geburt Chri- sti beschwören, ihnen die darinn vergrabenen Schätze zu verschaffen. Weil es sehr kalt ist, nehmen sie Steinkohlen mit in das enge Stübchen des Hauses, und zünden sie an, um sich dabey zu wärmen. Diese geben vie- le Schwefeldünste von sich, die man nicht se- hen kann, aber einschluckt, und die in einer engen Stube sehr gefährlich sind. Was ge- schieht? Des andern Morgens werden sie alle
todt
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viel Gutes geſagt haſt, und kein dummer Aberglaube ſoll uns toͤdten.
Bey dieſer Gelegenheit, ſagte Dorchen, muß ich dir noch ein Geſchichtchen erzaͤhlen, wie ichs von Vaͤterchen habe, was der Aber- glaube oft fuͤr ein trauriges Ende nimmt. Vor etwa 30 oder 40 Jahren bereden ſich ein- mal einige Leute bey Jena in der Chriſtnacht, daß ſie wollen hinausgehen in einen Wein- berg, und in dem Haͤuschen deſſelben die boͤ- ſen Geiſter durch die Kraft der Geburt Chri- ſti beſchwoͤren, ihnen die darinn vergrabenen Schaͤtze zu verſchaffen. Weil es ſehr kalt iſt, nehmen ſie Steinkohlen mit in das enge Stuͤbchen des Hauſes, und zuͤnden ſie an, um ſich dabey zu waͤrmen. Dieſe geben vie- le Schwefelduͤnſte von ſich, die man nicht ſe- hen kann, aber einſchluckt, und die in einer engen Stube ſehr gefaͤhrlich ſind. Was ge- ſchieht? Des andern Morgens werden ſie alle
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viel Gutes geſagt haſt, und kein dummer
Aberglaube ſoll uns toͤdten.
Bey dieſer Gelegenheit, ſagte Dorchen,
muß ich dir noch ein Geſchichtchen erzaͤhlen,
wie ichs von Vaͤterchen habe, was der Aber-
glaube oft fuͤr ein trauriges Ende nimmt.
Vor etwa 30 oder 40 Jahren bereden ſich ein-
mal einige Leute bey Jena in der Chriſtnacht,
daß ſie wollen hinausgehen in einen Wein-
berg, und in dem Haͤuschen deſſelben die boͤ-
ſen Geiſter durch die Kraft der Geburt Chri-
ſti beſchwoͤren, ihnen die darinn vergrabenen
Schaͤtze zu verſchaffen. Weil es ſehr kalt
iſt, nehmen ſie Steinkohlen mit in das enge
Stuͤbchen des Hauſes, und zuͤnden ſie an,
um ſich dabey zu waͤrmen. Dieſe geben vie-
le Schwefelduͤnſte von ſich, die man nicht ſe-
hen kann, aber einſchluckt, und die in einer
engen Stube ſehr gefaͤhrlich ſind. Was ge-
ſchieht? Des andern Morgens werden ſie alle
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/31>, abgerufen am 16.07.2024.
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