Franz war der eigensinnigste Junge von der Welt. Als er in die große Schule gieng; so lernte er nichts, weil er den Lehrern nicht folgen wollte. Auf der Universität hatte er wegen seines Eigensinnes tausenderley Ver- druß. Denn das merke dir, eine böse Ge- wohnheit wird mit den Jahren immer ärger. Was man oft übt, darinnen bringt man es zur Fertigkeit: wie im Guten, so im Bösen.
Endlich konnte niemand mehr mit dem eigensinnigen Franz fertig werden. Alle Au- genblicke mußte er ausziehen, weil ihn kein Wirth mehr behalten wollte. Mit der Wä- scherinn, mit dem Traiteur, mit dem Fri- seur, mit allen Leuten hatte er Lärm, Kla- gen, Processe. Dieß machte ihn so despe- rat, daß er unter die Soldaten gieng. Hat- te er es da besser? Der Stock konnte ihm den Eigensinn bald aus dem Kopfe bringen. Es
gieng
Franz war der eigenſinnigſte Junge von der Welt. Als er in die große Schule gieng; ſo lernte er nichts, weil er den Lehrern nicht folgen wollte. Auf der Univerſitaͤt hatte er wegen ſeines Eigenſinnes tauſenderley Ver- druß. Denn das merke dir, eine boͤſe Ge- wohnheit wird mit den Jahren immer aͤrger. Was man oft uͤbt, darinnen bringt man es zur Fertigkeit: wie im Guten, ſo im Boͤſen.
Endlich konnte niemand mehr mit dem eigenſinnigen Franz fertig werden. Alle Au- genblicke mußte er ausziehen, weil ihn kein Wirth mehr behalten wollte. Mit der Waͤ- ſcherinn, mit dem Traiteur, mit dem Fri- ſeur, mit allen Leuten hatte er Laͤrm, Kla- gen, Proceſſe. Dieß machte ihn ſo deſpe- rat, daß er unter die Soldaten gieng. Hat- te er es da beſſer? Der Stock konnte ihm den Eigenſinn bald aus dem Kopfe bringen. Es
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Franz war der eigenſinnigſte Junge von
der Welt. Als er in die große Schule gieng;
ſo lernte er nichts, weil er den Lehrern nicht
folgen wollte. Auf der Univerſitaͤt hatte er
wegen ſeines Eigenſinnes tauſenderley Ver-
druß. Denn das merke dir, eine boͤſe Ge-
wohnheit wird mit den Jahren immer aͤrger.
Was man oft uͤbt, darinnen bringt man es
zur Fertigkeit: wie im Guten, ſo im Boͤſen.
Endlich konnte niemand mehr mit dem
eigenſinnigen Franz fertig werden. Alle Au-
genblicke mußte er ausziehen, weil ihn kein
Wirth mehr behalten wollte. Mit der Waͤ-
ſcherinn, mit dem Traiteur, mit dem Fri-
ſeur, mit allen Leuten hatte er Laͤrm, Kla-
gen, Proceſſe. Dieß machte ihn ſo deſpe-
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te er es da beſſer? Der Stock konnte ihm den
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/275>, abgerufen am 26.06.2024.
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