O sage mirs doch, bestes Dorchen. Du kannst mir keinen größern Gefallen thun. Von dir hör' ich so was am liebsten, weil sich deine liebe Aeltern mehr Mühe geben, dir das zu sagen und begreiflich zu machen. Warum geschiehts denn alles eben in der Christnacht, wie die Leute sagen? Darum, antwortete Dorchen, weil sie glauben: in der Nacht, da Christus geboren sey, müß- te durch die Kraft der Geburt Christi alles geschehen und eintreffen, was die Leute wün- schen und gerne haben wollen. Da müßten alle böse Engel, die sich der Aberglaube meh- rentheils selbst erdichtet, Christo gehorchen, und thun, was die Leute im Namen des gebor- nen Heilandes von ihnen verlangen: als Schätze anzeigen und graben helfen, ihr zu- künftiges Schicksal ihnen bekannt machen,
und
A 2
freyen moͤchte, wie es mich davon be- freyet hat.
O ſage mirs doch, beſtes Dorchen. Du kannſt mir keinen groͤßern Gefallen thun. Von dir hoͤr’ ich ſo was am liebſten, weil ſich deine liebe Aeltern mehr Muͤhe geben, dir das zu ſagen und begreiflich zu machen. Warum geſchiehts denn alles eben in der Chriſtnacht, wie die Leute ſagen? Darum, antwortete Dorchen, weil ſie glauben: in der Nacht, da Chriſtus geboren ſey, muͤß- te durch die Kraft der Geburt Chriſti alles geſchehen und eintreffen, was die Leute wuͤn- ſchen und gerne haben wollen. Da muͤßten alle boͤſe Engel, die ſich der Aberglaube meh- rentheils ſelbſt erdichtet, Chriſto gehorchen, und thun, was die Leute im Namen des gebor- nen Heilandes von ihnen verlangen: als Schaͤtze anzeigen und graben helfen, ihr zu- kuͤnftiges Schickſal ihnen bekannt machen,
und
A 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0025"n="3"/>
freyen moͤchte, wie es mich davon be-<lb/>
freyet hat.</p><lb/><p>O ſage mirs doch, beſtes Dorchen. Du<lb/>
kannſt mir keinen groͤßern Gefallen thun.<lb/>
Von dir hoͤr’ ich ſo was am liebſten, weil ſich<lb/>
deine liebe Aeltern mehr Muͤhe geben, dir<lb/>
das zu ſagen und begreiflich zu machen.<lb/>
Warum geſchiehts denn alles eben in der<lb/><hirendition="#fr">Chriſtnacht</hi>, wie die Leute ſagen? Darum,<lb/>
antwortete Dorchen, weil ſie glauben: in<lb/>
der Nacht, da Chriſtus geboren ſey, muͤß-<lb/>
te durch die Kraft der Geburt Chriſti alles<lb/>
geſchehen und eintreffen, was die Leute wuͤn-<lb/>ſchen und gerne haben wollen. Da muͤßten<lb/>
alle boͤſe Engel, die ſich der Aberglaube meh-<lb/>
rentheils ſelbſt erdichtet, Chriſto gehorchen,<lb/>
und thun, was die Leute im Namen des gebor-<lb/>
nen Heilandes von ihnen verlangen: als<lb/>
Schaͤtze anzeigen und graben helfen, ihr zu-<lb/>
kuͤnftiges Schickſal ihnen bekannt machen,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[3/0025]
freyen moͤchte, wie es mich davon be-
freyet hat.
O ſage mirs doch, beſtes Dorchen. Du
kannſt mir keinen groͤßern Gefallen thun.
Von dir hoͤr’ ich ſo was am liebſten, weil ſich
deine liebe Aeltern mehr Muͤhe geben, dir
das zu ſagen und begreiflich zu machen.
Warum geſchiehts denn alles eben in der
Chriſtnacht, wie die Leute ſagen? Darum,
antwortete Dorchen, weil ſie glauben: in
der Nacht, da Chriſtus geboren ſey, muͤß-
te durch die Kraft der Geburt Chriſti alles
geſchehen und eintreffen, was die Leute wuͤn-
ſchen und gerne haben wollen. Da muͤßten
alle boͤſe Engel, die ſich der Aberglaube meh-
rentheils ſelbſt erdichtet, Chriſto gehorchen,
und thun, was die Leute im Namen des gebor-
nen Heilandes von ihnen verlangen: als
Schaͤtze anzeigen und graben helfen, ihr zu-
kuͤnftiges Schickſal ihnen bekannt machen,
und
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/25>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.