vor Gespenstern gar nichts wußte. Als ihn der Herr annahm, sagte er ihm dabey: Punkt eilfe müsse er zu Bette gehen, weil es in sei- nem Hause gewaltig spuke. Er hörte das stille an, legte sich zu Bette, und hörte in der ersten Nacht den Spuk auch ruhig an. Des andern Tages besahe er die Gelegenheit des Hauses, und nahm eine Laterne, eine gute Peitsche, und einen tüchtigen Strick mit in die Kammer. So bald es eilfe schlug, gieng das Thürenschlagen und Kollern wie- der an, daß allen die Haare zu Berge stun- den. Er aber nahm ganz getrost seine Later- ne, Strick und Peitsche, und gieng dem Spu- kedinge nach. Er traf es just mitten auf dem großen Saale an. Da es ihn sahe, kam es gerade auf ihn zu, als eine entsetzliche Ma- schine. Er betrachtete es ohne Furcht, und sahe, daß es keine Füße hatte, sondern auf Stelzen stand. Harre, dacht' er, dich will
ich
vor Geſpenſtern gar nichts wußte. Als ihn der Herr annahm, ſagte er ihm dabey: Punkt eilfe muͤſſe er zu Bette gehen, weil es in ſei- nem Hauſe gewaltig ſpuke. Er hoͤrte das ſtille an, legte ſich zu Bette, und hoͤrte in der erſten Nacht den Spuk auch ruhig an. Des andern Tages beſahe er die Gelegenheit des Hauſes, und nahm eine Laterne, eine gute Peitſche, und einen tuͤchtigen Strick mit in die Kammer. So bald es eilfe ſchlug, gieng das Thuͤrenſchlagen und Kollern wie- der an, daß allen die Haare zu Berge ſtun- den. Er aber nahm ganz getroſt ſeine Later- ne, Strick und Peitſche, und gieng dem Spu- kedinge nach. Er traf es juſt mitten auf dem großen Saale an. Da es ihn ſahe, kam es gerade auf ihn zu, als eine entſetzliche Ma- ſchine. Er betrachtete es ohne Furcht, und ſahe, daß es keine Fuͤße hatte, ſondern auf Stelzen ſtand. Harre, dacht’ er, dich will
ich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0200"n="178"/>
vor Geſpenſtern gar nichts wußte. Als ihn<lb/>
der Herr annahm, ſagte er ihm dabey: Punkt<lb/>
eilfe muͤſſe er zu Bette gehen, weil es in ſei-<lb/>
nem Hauſe gewaltig ſpuke. Er hoͤrte das<lb/>ſtille an, legte ſich zu Bette, und hoͤrte in<lb/>
der erſten Nacht den Spuk auch ruhig an.<lb/>
Des andern Tages beſahe er die Gelegenheit<lb/>
des Hauſes, und nahm eine Laterne, eine<lb/>
gute Peitſche, und einen tuͤchtigen Strick mit<lb/>
in die Kammer. So bald es eilfe ſchlug,<lb/>
gieng das Thuͤrenſchlagen und Kollern wie-<lb/>
der an, daß allen die Haare zu Berge ſtun-<lb/>
den. Er aber nahm ganz getroſt ſeine Later-<lb/>
ne, Strick und Peitſche, und gieng dem Spu-<lb/>
kedinge nach. Er traf es juſt mitten auf<lb/>
dem großen Saale an. Da es ihn ſahe, kam<lb/>
es gerade auf ihn zu, als eine entſetzliche Ma-<lb/>ſchine. Er betrachtete es ohne Furcht, und<lb/>ſahe, daß es keine Fuͤße hatte, ſondern auf<lb/>
Stelzen ſtand. Harre, dacht’ er, dich will<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ich</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[178/0200]
vor Geſpenſtern gar nichts wußte. Als ihn
der Herr annahm, ſagte er ihm dabey: Punkt
eilfe muͤſſe er zu Bette gehen, weil es in ſei-
nem Hauſe gewaltig ſpuke. Er hoͤrte das
ſtille an, legte ſich zu Bette, und hoͤrte in
der erſten Nacht den Spuk auch ruhig an.
Des andern Tages beſahe er die Gelegenheit
des Hauſes, und nahm eine Laterne, eine
gute Peitſche, und einen tuͤchtigen Strick mit
in die Kammer. So bald es eilfe ſchlug,
gieng das Thuͤrenſchlagen und Kollern wie-
der an, daß allen die Haare zu Berge ſtun-
den. Er aber nahm ganz getroſt ſeine Later-
ne, Strick und Peitſche, und gieng dem Spu-
kedinge nach. Er traf es juſt mitten auf
dem großen Saale an. Da es ihn ſahe, kam
es gerade auf ihn zu, als eine entſetzliche Ma-
ſchine. Er betrachtete es ohne Furcht, und
ſahe, daß es keine Fuͤße hatte, ſondern auf
Stelzen ſtand. Harre, dacht’ er, dich will
ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/200>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.