Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

untersuchen, und daher fest auf ihrem Ko-
pfe bleiben, daß es gespukt habe.

D. Ja! lieber Vater, sie haben Recht:
die Furcht macht den Leuten erschreckliches
Zeug vor; zumal des Abends, wenn es
finster ist, und man nicht recht mehr sehen
kann. So gieng mirs neulich selbst. Ich
kam auf den Hof, und hinten an der Scheu-
ne stand was Weißes. Mir liefs kalt über
die Haut. Doch gieng ich gerade drauf zu.
Was war es? Ein weißes Tuch, das trocken
werden sollte.

V. Daß dirs kalt über die Haut lief,
war nichts als die Furcht und die Vorstel-
lung, daß es etwas unnatürliches und ein
Spuk sey. Wenn das könnte verhütet wer-
den, daß ein Kind nie das Wort Spuk oder
Gespenst hörte, so würde es sich auch nie-
mals fürchten, sondern im Finstern ohne
Schaudern gerade auf alles zugehen.

Was

unterſuchen, und daher feſt auf ihrem Ko-
pfe bleiben, daß es geſpukt habe.

D. Ja! lieber Vater, ſie haben Recht:
die Furcht macht den Leuten erſchreckliches
Zeug vor; zumal des Abends, wenn es
finſter iſt, und man nicht recht mehr ſehen
kann. So gieng mirs neulich ſelbſt. Ich
kam auf den Hof, und hinten an der Scheu-
ne ſtand was Weißes. Mir liefs kalt uͤber
die Haut. Doch gieng ich gerade drauf zu.
Was war es? Ein weißes Tuch, das trocken
werden ſollte.

V. Daß dirs kalt uͤber die Haut lief,
war nichts als die Furcht und die Vorſtel-
lung, daß es etwas unnatuͤrliches und ein
Spuk ſey. Wenn das koͤnnte verhuͤtet wer-
den, daß ein Kind nie das Wort Spuk oder
Geſpenſt hoͤrte, ſo wuͤrde es ſich auch nie-
mals fuͤrchten, ſondern im Finſtern ohne
Schaudern gerade auf alles zugehen.

Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="171"/>
unter&#x017F;uchen, und daher fe&#x017F;t auf ihrem Ko-<lb/>
pfe bleiben, daß es ge&#x017F;pukt habe.</p><lb/>
        <p>D. Ja! lieber Vater, &#x017F;ie haben Recht:<lb/>
die Furcht macht den Leuten er&#x017F;chreckliches<lb/>
Zeug vor; zumal des Abends, wenn es<lb/>
fin&#x017F;ter i&#x017F;t, und man nicht recht mehr &#x017F;ehen<lb/>
kann. So gieng mirs neulich &#x017F;elb&#x017F;t. Ich<lb/>
kam auf den Hof, und hinten an der Scheu-<lb/>
ne &#x017F;tand was Weißes. Mir liefs kalt u&#x0364;ber<lb/>
die Haut. Doch gieng ich gerade drauf zu.<lb/>
Was war es? Ein weißes Tuch, das trocken<lb/>
werden &#x017F;ollte.</p><lb/>
        <p>V. Daß dirs kalt u&#x0364;ber die Haut lief,<lb/>
war nichts als die <hi rendition="#fr">Furcht</hi> und die Vor&#x017F;tel-<lb/>
lung, daß es etwas unnatu&#x0364;rliches und ein<lb/>
Spuk &#x017F;ey. Wenn das ko&#x0364;nnte verhu&#x0364;tet wer-<lb/>
den, daß ein Kind nie das Wort Spuk oder<lb/>
Ge&#x017F;pen&#x017F;t ho&#x0364;rte, &#x017F;o wu&#x0364;rde es &#x017F;ich auch nie-<lb/>
mals fu&#x0364;rchten, &#x017F;ondern im Fin&#x017F;tern ohne<lb/>
Schaudern gerade auf alles zugehen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0193] unterſuchen, und daher feſt auf ihrem Ko- pfe bleiben, daß es geſpukt habe. D. Ja! lieber Vater, ſie haben Recht: die Furcht macht den Leuten erſchreckliches Zeug vor; zumal des Abends, wenn es finſter iſt, und man nicht recht mehr ſehen kann. So gieng mirs neulich ſelbſt. Ich kam auf den Hof, und hinten an der Scheu- ne ſtand was Weißes. Mir liefs kalt uͤber die Haut. Doch gieng ich gerade drauf zu. Was war es? Ein weißes Tuch, das trocken werden ſollte. V. Daß dirs kalt uͤber die Haut lief, war nichts als die Furcht und die Vorſtel- lung, daß es etwas unnatuͤrliches und ein Spuk ſey. Wenn das koͤnnte verhuͤtet wer- den, daß ein Kind nie das Wort Spuk oder Geſpenſt hoͤrte, ſo wuͤrde es ſich auch nie- mals fuͤrchten, ſondern im Finſtern ohne Schaudern gerade auf alles zugehen. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/193
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/193>, abgerufen am 23.11.2024.