Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
XXV.
Das dankbare Kind.

Die Dankbarkeit lernen Kinder nicht bes-
ser, als wenn man sie öfters fühlen
läßt, wie vieles sie nöthig haben und bedür-
fen; und wie viel Gutes sie ihren Aeltern zu
danken haben.

Caroline war immer sehr undankbar ge-
gen ihre Aeltern. Als sie einmal bey ihrer
Mutter in der warmen Stube saß; so kam
eben ihr Lehrer, und beschwerte sich über sie,
daß sie zu andern sagte: das müßte so seyn;
ihre Aeltern müßten ihr alles geben. Dafür
wäre sie Kind. Gleich wurde sie in ein kal-
tes Zimmer gebracht, und ihr Strümpfe und
Schuhe ausgezogen. Des Abends sollte sie
nicht im Bette, sondern auf dem Heuboden
schlafen. Des andern Morgens bekam sie
keinen Koffee, und zu Mittage Wasser und

Brod.
XXV.
Das dankbare Kind.

Die Dankbarkeit lernen Kinder nicht beſ-
ſer, als wenn man ſie oͤfters fuͤhlen
laͤßt, wie vieles ſie noͤthig haben und beduͤr-
fen; und wie viel Gutes ſie ihren Aeltern zu
danken haben.

Caroline war immer ſehr undankbar ge-
gen ihre Aeltern. Als ſie einmal bey ihrer
Mutter in der warmen Stube ſaß; ſo kam
eben ihr Lehrer, und beſchwerte ſich uͤber ſie,
daß ſie zu andern ſagte: das muͤßte ſo ſeyn;
ihre Aeltern muͤßten ihr alles geben. Dafuͤr
waͤre ſie Kind. Gleich wurde ſie in ein kal-
tes Zimmer gebracht, und ihr Struͤmpfe und
Schuhe ausgezogen. Des Abends ſollte ſie
nicht im Bette, ſondern auf dem Heuboden
ſchlafen. Des andern Morgens bekam ſie
keinen Koffee, und zu Mittage Waſſer und

Brod.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0128" n="106"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">XXV.</hi><lb/>
Das dankbare Kind.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Dankbarkeit lernen Kinder nicht be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, als wenn man &#x017F;ie o&#x0364;fters fu&#x0364;hlen<lb/>
la&#x0364;ßt, wie vieles &#x017F;ie no&#x0364;thig haben und bedu&#x0364;r-<lb/>
fen; und wie viel Gutes &#x017F;ie ihren Aeltern zu<lb/>
danken haben.</p><lb/>
        <p>Caroline war immer &#x017F;ehr undankbar ge-<lb/>
gen ihre Aeltern. Als &#x017F;ie einmal bey ihrer<lb/>
Mutter in der warmen Stube &#x017F;aß; &#x017F;o kam<lb/>
eben ihr Lehrer, und be&#x017F;chwerte &#x017F;ich u&#x0364;ber &#x017F;ie,<lb/>
daß &#x017F;ie zu andern &#x017F;agte: das mu&#x0364;ßte &#x017F;o &#x017F;eyn;<lb/>
ihre Aeltern mu&#x0364;ßten ihr alles geben. Dafu&#x0364;r<lb/>
wa&#x0364;re &#x017F;ie Kind. Gleich wurde &#x017F;ie in ein kal-<lb/>
tes Zimmer gebracht, und ihr Stru&#x0364;mpfe und<lb/>
Schuhe ausgezogen. Des Abends &#x017F;ollte &#x017F;ie<lb/>
nicht im Bette, &#x017F;ondern auf dem Heuboden<lb/>
&#x017F;chlafen. Des andern Morgens bekam &#x017F;ie<lb/>
keinen Koffee, und zu Mittage Wa&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Brod.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0128] XXV. Das dankbare Kind. Die Dankbarkeit lernen Kinder nicht beſ- ſer, als wenn man ſie oͤfters fuͤhlen laͤßt, wie vieles ſie noͤthig haben und beduͤr- fen; und wie viel Gutes ſie ihren Aeltern zu danken haben. Caroline war immer ſehr undankbar ge- gen ihre Aeltern. Als ſie einmal bey ihrer Mutter in der warmen Stube ſaß; ſo kam eben ihr Lehrer, und beſchwerte ſich uͤber ſie, daß ſie zu andern ſagte: das muͤßte ſo ſeyn; ihre Aeltern muͤßten ihr alles geben. Dafuͤr waͤre ſie Kind. Gleich wurde ſie in ein kal- tes Zimmer gebracht, und ihr Struͤmpfe und Schuhe ausgezogen. Des Abends ſollte ſie nicht im Bette, ſondern auf dem Heuboden ſchlafen. Des andern Morgens bekam ſie keinen Koffee, und zu Mittage Waſſer und Brod.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/128
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/128>, abgerufen am 23.11.2024.