Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

die Leute dir gleich alles zu Gefallen thun,
und auf mich paßt keiner. Ich mag rufen
und lärmen, wie ich will, so hören sie nicht
darnach, und lachen mich wohl dazu aus.
Das will ich dir wohl sagen, antwortete Dor-
chen: das kömmt daher, weil du herrschsüch-
tig bist, und den Leuten kein gut Wort giebst.
Ja! das brauche ich nicht, erwiederte Riek-
chen. Das müssen sie wohl thun. Dafür
giebt ihnen Papa und Mama das Brod.
Recht gut, Riekchen; aber dafür dienen sie
auch nicht, daß wir Kinder sie regieren, quä-
len und behandeln sollen, wie wir wollen.
Meynst du denn, daß große, alte, verstän-
dige Leute sich von Kindern, wie du bist, so
werden beherrschen und herumhudeln lassen?
Ich gebe ihnen immer ein gut Wort, und
das findet, wie Mama sagt, eine gute Stel-
le. Hörst du denn, daß Mama oder Pa-
pa nur einmal so trotzig, herrschsüchtig

und
G 4

die Leute dir gleich alles zu Gefallen thun,
und auf mich paßt keiner. Ich mag rufen
und laͤrmen, wie ich will, ſo hoͤren ſie nicht
darnach, und lachen mich wohl dazu aus.
Das will ich dir wohl ſagen, antwortete Dor-
chen: das koͤmmt daher, weil du herrſchſuͤch-
tig biſt, und den Leuten kein gut Wort giebſt.
Ja! das brauche ich nicht, erwiederte Riek-
chen. Das muͤſſen ſie wohl thun. Dafuͤr
giebt ihnen Papa und Mama das Brod.
Recht gut, Riekchen; aber dafuͤr dienen ſie
auch nicht, daß wir Kinder ſie regieren, quaͤ-
len und behandeln ſollen, wie wir wollen.
Meynſt du denn, daß große, alte, verſtaͤn-
dige Leute ſich von Kindern, wie du biſt, ſo
werden beherrſchen und herumhudeln laſſen?
Ich gebe ihnen immer ein gut Wort, und
das findet, wie Mama ſagt, eine gute Stel-
le. Hoͤrſt du denn, daß Mama oder Pa-
pa nur einmal ſo trotzig, herrſchſuͤchtig

und
G 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0125" n="103"/>
die Leute dir gleich alles zu Gefallen thun,<lb/>
und auf mich paßt keiner. Ich mag rufen<lb/>
und la&#x0364;rmen, wie ich will, &#x017F;o ho&#x0364;ren &#x017F;ie nicht<lb/>
darnach, und lachen mich wohl dazu aus.<lb/>
Das will ich dir wohl &#x017F;agen, antwortete Dor-<lb/>
chen: das ko&#x0364;mmt daher, weil du herr&#x017F;ch&#x017F;u&#x0364;ch-<lb/>
tig bi&#x017F;t, und den Leuten kein gut Wort gieb&#x017F;t.<lb/>
Ja! das brauche ich nicht, erwiederte Riek-<lb/>
chen. Das mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie wohl thun. Dafu&#x0364;r<lb/>
giebt ihnen Papa und Mama das Brod.<lb/>
Recht gut, Riekchen; aber dafu&#x0364;r dienen &#x017F;ie<lb/>
auch nicht, daß wir Kinder &#x017F;ie regieren, qua&#x0364;-<lb/>
len und behandeln &#x017F;ollen, wie wir wollen.<lb/>
Meyn&#x017F;t du denn, daß große, alte, ver&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dige Leute &#x017F;ich von Kindern, wie du bi&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
werden beherr&#x017F;chen und herumhudeln la&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Ich gebe ihnen immer ein gut Wort, und<lb/>
das findet, wie Mama &#x017F;agt, eine gute Stel-<lb/>
le. Ho&#x0364;r&#x017F;t du denn, daß Mama oder Pa-<lb/>
pa nur einmal &#x017F;o trotzig, herr&#x017F;ch&#x017F;u&#x0364;chtig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 4</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0125] die Leute dir gleich alles zu Gefallen thun, und auf mich paßt keiner. Ich mag rufen und laͤrmen, wie ich will, ſo hoͤren ſie nicht darnach, und lachen mich wohl dazu aus. Das will ich dir wohl ſagen, antwortete Dor- chen: das koͤmmt daher, weil du herrſchſuͤch- tig biſt, und den Leuten kein gut Wort giebſt. Ja! das brauche ich nicht, erwiederte Riek- chen. Das muͤſſen ſie wohl thun. Dafuͤr giebt ihnen Papa und Mama das Brod. Recht gut, Riekchen; aber dafuͤr dienen ſie auch nicht, daß wir Kinder ſie regieren, quaͤ- len und behandeln ſollen, wie wir wollen. Meynſt du denn, daß große, alte, verſtaͤn- dige Leute ſich von Kindern, wie du biſt, ſo werden beherrſchen und herumhudeln laſſen? Ich gebe ihnen immer ein gut Wort, und das findet, wie Mama ſagt, eine gute Stel- le. Hoͤrſt du denn, daß Mama oder Pa- pa nur einmal ſo trotzig, herrſchſuͤchtig und G 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/125
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/125>, abgerufen am 23.11.2024.