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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Just mich! das Eigenthum eines andern. Just
das! Jch fürchte, ich fürchte, es ist nur die Un-
möglichkeit mich zu besizzen, die Jhnen diesen
Wunsch so reizend macht. Er zog seine Hand aus
der ihrigen, indem er sie mit einem starren un-
willigen Blikke ansah. Weise! rief er, sehr weise!
hat vielleicht Albert diese Anmerkung gemacht?
Politisch! sehr politisch! -- Es kann sie jeder ma-
chen, versezte sie drauf. Und sollte denn in der
weiten Welt kein Mädgen seyn, das die Wünsche
Jhres Herzens erfüllte. Gewinnen Sie's über
sich, suchen Sie darnach, und ich schwöre Jhnen,
Sie werden sie finden. Denn schon lange ängstet
mich für Sie und uns die Einschränkung, in die
Sie sich diese Zeit her selbst gebannt haben. Ge-
winnen Sie's über sich! Eine Reise wird Sie,
muß Sie zerstreuen! Suchen Sie, finden Sie
einen werthen Gegenstand all Jhrer Liebe, und
kehren Sie zurük, und lassen Sie uns zusammen
die Seligkeit einer wahren Freundschaft genießen.

Das könnte man, sagte er mit einem kalten
Lachen, drukken lassen, und allen Hofmeistern em-

pfeh-
M 4



Juſt mich! das Eigenthum eines andern. Juſt
das! Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, es iſt nur die Un-
moͤglichkeit mich zu beſizzen, die Jhnen dieſen
Wunſch ſo reizend macht. Er zog ſeine Hand aus
der ihrigen, indem er ſie mit einem ſtarren un-
willigen Blikke anſah. Weiſe! rief er, ſehr weiſe!
hat vielleicht Albert dieſe Anmerkung gemacht?
Politiſch! ſehr politiſch! — Es kann ſie jeder ma-
chen, verſezte ſie drauf. Und ſollte denn in der
weiten Welt kein Maͤdgen ſeyn, das die Wuͤnſche
Jhres Herzens erfuͤllte. Gewinnen Sie’s uͤber
ſich, ſuchen Sie darnach, und ich ſchwoͤre Jhnen,
Sie werden ſie finden. Denn ſchon lange aͤngſtet
mich fuͤr Sie und uns die Einſchraͤnkung, in die
Sie ſich dieſe Zeit her ſelbſt gebannt haben. Ge-
winnen Sie’s uͤber ſich! Eine Reiſe wird Sie,
muß Sie zerſtreuen! Suchen Sie, finden Sie
einen werthen Gegenſtand all Jhrer Liebe, und
kehren Sie zuruͤk, und laſſen Sie uns zuſammen
die Seligkeit einer wahren Freundſchaft genießen.

Das koͤnnte man, ſagte er mit einem kalten
Lachen, drukken laſſen, und allen Hofmeiſtern em-

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[183/0071] Juſt mich! das Eigenthum eines andern. Juſt das! Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, es iſt nur die Un- moͤglichkeit mich zu beſizzen, die Jhnen dieſen Wunſch ſo reizend macht. Er zog ſeine Hand aus der ihrigen, indem er ſie mit einem ſtarren un- willigen Blikke anſah. Weiſe! rief er, ſehr weiſe! hat vielleicht Albert dieſe Anmerkung gemacht? Politiſch! ſehr politiſch! — Es kann ſie jeder ma- chen, verſezte ſie drauf. Und ſollte denn in der weiten Welt kein Maͤdgen ſeyn, das die Wuͤnſche Jhres Herzens erfuͤllte. Gewinnen Sie’s uͤber ſich, ſuchen Sie darnach, und ich ſchwoͤre Jhnen, Sie werden ſie finden. Denn ſchon lange aͤngſtet mich fuͤr Sie und uns die Einſchraͤnkung, in die Sie ſich dieſe Zeit her ſelbſt gebannt haben. Ge- winnen Sie’s uͤber ſich! Eine Reiſe wird Sie, muß Sie zerſtreuen! Suchen Sie, finden Sie einen werthen Gegenſtand all Jhrer Liebe, und kehren Sie zuruͤk, und laſſen Sie uns zuſammen die Seligkeit einer wahren Freundſchaft genießen. Das koͤnnte man, ſagte er mit einem kalten Lachen, drukken laſſen, und allen Hofmeiſtern em- pfeh- M 4

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther02_1774/71>, abgerufen am 27.11.2024.