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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Gestern sind wir hier angelangt. Der
Gesandte ist unpaß, und wird sich al-
so einige Tage einhalten, wenn er nur
nicht so unhold wäre, wär alles gut. Jch merke,
ich merke, das Schiksal hat mir harte Prüfungen
zugedacht. Doch gutes Muths! ein leichter Sinn
trägt alles! Ein leichter Sinn! das macht mich
zu lachen, wie das Wort in meine Feder kommt.
O ein Bißgen leichteres Blut würde mich zum
glüklichsten Menschen unter der Sonne machen.
Was! Da wo andre, mit ihrem Bißgen Kraft und
Talent, vor mir in behaglicher Selbstgefälligkeit

herum
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Geſtern ſind wir hier angelangt. Der
Geſandte iſt unpaß, und wird ſich al-
ſo einige Tage einhalten, wenn er nur
nicht ſo unhold waͤre, waͤr alles gut. Jch merke,
ich merke, das Schikſal hat mir harte Pruͤfungen
zugedacht. Doch gutes Muths! ein leichter Sinn
traͤgt alles! Ein leichter Sinn! das macht mich
zu lachen, wie das Wort in meine Feder kommt.
O ein Bißgen leichteres Blut wuͤrde mich zum
gluͤklichſten Menſchen unter der Sonne machen.
Was! Da wo andre, mit ihrem Bißgen Kraft und
Talent, vor mir in behaglicher Selbſtgefaͤlligkeit

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[[115]/0003] [Abbildung] am 20. Okt. 1771. Geſtern ſind wir hier angelangt. Der Geſandte iſt unpaß, und wird ſich al- ſo einige Tage einhalten, wenn er nur nicht ſo unhold waͤre, waͤr alles gut. Jch merke, ich merke, das Schikſal hat mir harte Pruͤfungen zugedacht. Doch gutes Muths! ein leichter Sinn traͤgt alles! Ein leichter Sinn! das macht mich zu lachen, wie das Wort in meine Feder kommt. O ein Bißgen leichteres Blut wuͤrde mich zum gluͤklichſten Menſchen unter der Sonne machen. Was! Da wo andre, mit ihrem Bißgen Kraft und Talent, vor mir in behaglicher Selbſtgefaͤlligkeit herum H 2

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. [115]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther02_1774/3>, abgerufen am 21.11.2024.