Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774.am 16. Merz. Es hezt mich alles! Heut tref ich die Fräu- indem
am 16. Merz. Es hezt mich alles! Heut tref ich die Fraͤu- indem
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am 16. Merz.
Es hezt mich alles! Heut tref ich die Fraͤu-
lein B.. in der Allee. Jch konnte mich nicht
enthalten ſie anzureden, und ihr, ſobald wir etwas
entfernt von der Geſellſchaft waren, meine Empfind-
lichkeit uͤber ihr neuliches Betragen zu zeigen. O
Werther, ſagte ſie mit einem innigen Tone, konn-
ten Sie meine Verwirrung ſo auslegen, da Sie
mein Herz konnen. Was ich gelitten habe um
ihrentwillen, von dem Augenblikke an, da ich in
den Saal trat. Jch ſah’ alles voraus, hundert-
mal ſaß mir’s auf der Zunge, es Jhnen zu ſagen,
ich wußte, daß die von S.. und T.. mit ihren
Maͤnnern eher aufbrechen wuͤrden, als in Jhrer
Geſellſchaft zu bleiben, ich wußte, daß der Graf es
nicht mit Jhnen verderben darf, und jezo der
Laͤrm — Wie Fraͤulein? ſagt’ ich, und verbarg
meinen Schrekken, denn alles, was Adelin mir eh-
geſtern geſagt hatte, lief mir wie ſiedend Waſſer
durch die Adern in dieſem Augenblikke. — Was
hat mich’s ſchon gekoſtet! ſagte das ſuͤſſe Geſchoͤpf,
indem
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