Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774.am 15. Aug. Es ist doch gewiß, daß in der Welt den Men- gen-
am 15. Aug. Es iſt doch gewiß, daß in der Welt den Men- gen-
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am 15. Aug.
Es iſt doch gewiß, daß in der Welt den Men-
ſchen nichts nothwendig macht als die Liebe.
Jch fuͤhl’s an Lotten, daß ſie mich ungern verloͤh-
re, und die Kinder haben keine andre Jdee, als
daß ich immer morgen wiederkommen wuͤrde.
Heut war ich hinausgegangen, Lottens Clavier zu
ſtimmen, ich konnte aber nicht-dazu kommen, denn
die Kleinen verfolgten mich um ein Maͤhrgen, und
Lotte ſagte denn ſelbſt, ich ſollte ihnen den Willen
thun. Jch ſchnitt ihnen das Abendbrod, das ſie
nun faſt ſo gerne von mir als von Lotten annah-
men und erzaͤhlte ihnen das Hauptſtuͤckgen von
der Prinzeßinn, die von Haͤnden bedient wird. Jch
lerne viel dabey, das verſichr’ ich dich, und ich bin
erſtaunt, was es auf ſie fuͤr Eindruͤkke macht.
Weil ich manchmal einen Jnzidenzpunkt erfinden
muß, den ich bey’m zweytenmal vergeſſe, ſagen ſie
gleich, das vorigemal waͤr’s anders geweſt, ſo daß
ich mich jezt uͤbe, ſie unveraͤnderlich in einem ſin-
gen-
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