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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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vor ihm theilnehmend traurig stehenden Krie¬
ger nachbilden, dem er wirklich etwas ähnlich
sah. Luciane hatte sich, halb bescheiden, das
junge Weibchen im Hintergrunde gewählt,
das reichliche Almosen aus einem Beutel in
die flache Hand zählt, indeß eine Alte sie ab¬
zumahnen und ihr vorzustellen scheint, daß
sie zu viel thue. Eine andre ihm wirklich
Almosen reichende Frauensperson war nicht
vergessen.

Mit diesen und andern Bildern beschäf¬
tigte man sich sehr ernstlich. Der Graf gab
dem Architecten über die Art der Einrichtung
einige Winke, der sogleich ein Theater dazu
aufstellte und wegen der Beleuchtung die nö¬
thige Sorge trug. Man war schon tief in
die Anstalten verwickelt, als man erst bemerkte,
daß ein solches Unternehmen einen ansehn¬
lichen Aufwand verlangte, und daß auf dem
Lande mitten im Winter gar manches Erfor¬
derniß abging. Deshalb ließ, damit ja nichts

vor ihm theilnehmend traurig ſtehenden Krie¬
ger nachbilden, dem er wirklich etwas aͤhnlich
ſah. Luciane hatte ſich, halb beſcheiden, das
junge Weibchen im Hintergrunde gewaͤhlt,
das reichliche Almoſen aus einem Beutel in
die flache Hand zaͤhlt, indeß eine Alte ſie ab¬
zumahnen und ihr vorzuſtellen ſcheint, daß
ſie zu viel thue. Eine andre ihm wirklich
Almoſen reichende Frauensperſon war nicht
vergeſſen.

Mit dieſen und andern Bildern beſchaͤf¬
tigte man ſich ſehr ernſtlich. Der Graf gab
dem Architecten uͤber die Art der Einrichtung
einige Winke, der ſogleich ein Theater dazu
aufſtellte und wegen der Beleuchtung die noͤ¬
thige Sorge trug. Man war ſchon tief in
die Anſtalten verwickelt, als man erſt bemerkte,
daß ein ſolches Unternehmen einen anſehn¬
lichen Aufwand verlangte, und daß auf dem
Lande mitten im Winter gar manches Erfor¬
derniß abging. Deshalb ließ, damit ja nichts

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[88/0091] vor ihm theilnehmend traurig ſtehenden Krie¬ ger nachbilden, dem er wirklich etwas aͤhnlich ſah. Luciane hatte ſich, halb beſcheiden, das junge Weibchen im Hintergrunde gewaͤhlt, das reichliche Almoſen aus einem Beutel in die flache Hand zaͤhlt, indeß eine Alte ſie ab¬ zumahnen und ihr vorzuſtellen ſcheint, daß ſie zu viel thue. Eine andre ihm wirklich Almoſen reichende Frauensperſon war nicht vergeſſen. Mit dieſen und andern Bildern beſchaͤf¬ tigte man ſich ſehr ernſtlich. Der Graf gab dem Architecten uͤber die Art der Einrichtung einige Winke, der ſogleich ein Theater dazu aufſtellte und wegen der Beleuchtung die noͤ¬ thige Sorge trug. Man war ſchon tief in die Anſtalten verwickelt, als man erſt bemerkte, daß ein ſolches Unternehmen einen anſehn¬ lichen Aufwand verlangte, und daß auf dem Lande mitten im Winter gar manches Erfor¬ derniß abging. Deshalb ließ, damit ja nichts

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/91>, abgerufen am 22.11.2024.