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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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mal schelten zu lassen. Wer sich sein ganzes
Leben als einen zuverlässigen Mann bewie¬
sen, der macht eine Handlung zuverlässig,
die bey andern zweydeutig erscheinen würde.
Was mich betrifft, ich fühle mich durch die
letzten Prüfungen die ich mir auferlegt, durch
die schwierigen gefahrvollen Thaten die ich
für andere gethan, berechtigt auch etwas für
mich zu thun. Was dich und Charlotten be¬
trifft, so sey es der Zukunft anheim gegeben;
mich aber wirst du, wird Niemand von mei¬
nem Vorsatze zurückhalten. Will man mir
die Hand bieten, so bin ich auch wieder zu
allem erbötig; will man mich mir selbst über¬
lassen, oder mir wohl gar entgegen seyn: so
muß ein Extrem entstehen, es werde auch
wie es wolle.

Der Major hielt es für seine Pflicht,
dem Vorsatz Eduards so lange als möglich
Widerstand zu leisten, und er bediente sich
nun gegen seinen Freund einer klugen Wen¬

mal ſchelten zu laſſen. Wer ſich ſein ganzes
Leben als einen zuverlaͤſſigen Mann bewie¬
ſen, der macht eine Handlung zuverlaͤſſig,
die bey andern zweydeutig erſcheinen wuͤrde.
Was mich betrifft, ich fuͤhle mich durch die
letzten Pruͤfungen die ich mir auferlegt, durch
die ſchwierigen gefahrvollen Thaten die ich
fuͤr andere gethan, berechtigt auch etwas fuͤr
mich zu thun. Was dich und Charlotten be¬
trifft, ſo ſey es der Zukunft anheim gegeben;
mich aber wirſt du, wird Niemand von mei¬
nem Vorſatze zuruͤckhalten. Will man mir
die Hand bieten, ſo bin ich auch wieder zu
allem erboͤtig; will man mich mir ſelbſt uͤber¬
laſſen, oder mir wohl gar entgegen ſeyn: ſo
muß ein Extrem entſtehen, es werde auch
wie es wolle.

Der Major hielt es fuͤr ſeine Pflicht,
dem Vorſatz Eduards ſo lange als moͤglich
Widerſtand zu leiſten, und er bediente ſich
nun gegen ſeinen Freund einer klugen Wen¬

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[236/0239] mal ſchelten zu laſſen. Wer ſich ſein ganzes Leben als einen zuverlaͤſſigen Mann bewie¬ ſen, der macht eine Handlung zuverlaͤſſig, die bey andern zweydeutig erſcheinen wuͤrde. Was mich betrifft, ich fuͤhle mich durch die letzten Pruͤfungen die ich mir auferlegt, durch die ſchwierigen gefahrvollen Thaten die ich fuͤr andere gethan, berechtigt auch etwas fuͤr mich zu thun. Was dich und Charlotten be¬ trifft, ſo ſey es der Zukunft anheim gegeben; mich aber wirſt du, wird Niemand von mei¬ nem Vorſatze zuruͤckhalten. Will man mir die Hand bieten, ſo bin ich auch wieder zu allem erboͤtig; will man mich mir ſelbſt uͤber¬ laſſen, oder mir wohl gar entgegen ſeyn: ſo muß ein Extrem entſtehen, es werde auch wie es wolle. Der Major hielt es fuͤr ſeine Pflicht, dem Vorſatz Eduards ſo lange als moͤglich Widerſtand zu leiſten, und er bediente ſich nun gegen ſeinen Freund einer klugen Wen¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/239>, abgerufen am 24.11.2024.