Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.bracht worden. Man fuhr aufs Ungewisse bracht worden. Man fuhr aufs Ungewiſſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0218" n="215"/> bracht worden. Man fuhr aufs Ungewiſſe<lb/> fort, in Hoffnung die Verlornen wieder zu<lb/> finden. Als daher der Landmann mit Rufen<lb/> und Winken die Schiffenden aufmerkſam<lb/> machte, an eine Stelle lief, wo ein vortheil¬<lb/> hafter Landungsplatz ſich zeigte, und mit Win¬<lb/> ken und Rufen nicht aufhoͤrte, wandte ſich das<lb/> Schiff nach dem Ufer, und welch ein Schau¬<lb/> ſpiel ward es, da ſie landeten! Die Aeltern<lb/> der beyden Verlobten draͤngten ſich zuerſt ans<lb/> Ufer; den liebenden Braͤutigam hatte faſt die<lb/> Beſinnung verlaſſen. Kaum hatten ſie ver¬<lb/> nommen, daß die lieben Kinder gerettet ſeyen,<lb/> ſo traten dieſe in ihrer ſonderbaren Verklei¬<lb/> dung aus dem Buſch hervor. Man erkannte<lb/> ſie nicht eher, als bis ſie ganz herangetreten<lb/> waren. Wen ſeh' ich? riefen die Muͤtter:<lb/> was ſeh' ich? riefen die Vaͤter. Die Geret¬<lb/> teten warfen ſich vor ihnen nieder. Eure<lb/> Kinder! riefen ſie aus: ein Paar. Verzeiht!<lb/> rief das Maͤdchen. Gebt uns Euren Segen!<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [215/0218]
bracht worden. Man fuhr aufs Ungewiſſe
fort, in Hoffnung die Verlornen wieder zu
finden. Als daher der Landmann mit Rufen
und Winken die Schiffenden aufmerkſam
machte, an eine Stelle lief, wo ein vortheil¬
hafter Landungsplatz ſich zeigte, und mit Win¬
ken und Rufen nicht aufhoͤrte, wandte ſich das
Schiff nach dem Ufer, und welch ein Schau¬
ſpiel ward es, da ſie landeten! Die Aeltern
der beyden Verlobten draͤngten ſich zuerſt ans
Ufer; den liebenden Braͤutigam hatte faſt die
Beſinnung verlaſſen. Kaum hatten ſie ver¬
nommen, daß die lieben Kinder gerettet ſeyen,
ſo traten dieſe in ihrer ſonderbaren Verklei¬
dung aus dem Buſch hervor. Man erkannte
ſie nicht eher, als bis ſie ganz herangetreten
waren. Wen ſeh' ich? riefen die Muͤtter:
was ſeh' ich? riefen die Vaͤter. Die Geret¬
teten warfen ſich vor ihnen nieder. Eure
Kinder! riefen ſie aus: ein Paar. Verzeiht!
rief das Maͤdchen. Gebt uns Euren Segen!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/218>, abgerufen am 24.07.2024. |