Ueberall wo er sich fand, war er geliebt und geehrt. Seine tüchtige Natur schien nur zum Wohlseyn, zum Behagen anderer zu wirken, und er war in sich, ohne deutliches Bewußt¬ seyn, recht glücklich, den einzigen Widersacher verloren zu haben, den die Natur ihm zu¬ gedacht hatte.
Das Mädchen dagegen trat auf einmal in einen veränderten Zustand. Ihre Jahre, eine zunehmende Bildung, und mehr noch ein gewisses inneres Gefühl zogen sie von den heftigen Spielen hinweg, die sie bisher in Gesellschaft der Knaben auszuüben pflegte. Im Ganzen schien ihr etwas zu fehlen, nichts war um sie herum, das werth gewesen wäre, ihren Haß zu erregen. Liebenswürdig hatte sie noch Niemanden gefunden.
Ein junger Mann, älter als ihr ehema¬ liger nachbarlicher Widersacher, von Stand, Vermögen und Bedeutung, beliebt in der
Ueberall wo er ſich fand, war er geliebt und geehrt. Seine tuͤchtige Natur ſchien nur zum Wohlſeyn, zum Behagen anderer zu wirken, und er war in ſich, ohne deutliches Bewußt¬ ſeyn, recht gluͤcklich, den einzigen Widerſacher verloren zu haben, den die Natur ihm zu¬ gedacht hatte.
Das Maͤdchen dagegen trat auf einmal in einen veraͤnderten Zuſtand. Ihre Jahre, eine zunehmende Bildung, und mehr noch ein gewiſſes inneres Gefuͤhl zogen ſie von den heftigen Spielen hinweg, die ſie bisher in Geſellſchaft der Knaben auszuuͤben pflegte. Im Ganzen ſchien ihr etwas zu fehlen, nichts war um ſie herum, das werth geweſen waͤre, ihren Haß zu erregen. Liebenswuͤrdig hatte ſie noch Niemanden gefunden.
Ein junger Mann, aͤlter als ihr ehema¬ liger nachbarlicher Widerſacher, von Stand, Vermoͤgen und Bedeutung, beliebt in der
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Ueberall wo er ſich fand, war er geliebt und
geehrt. Seine tuͤchtige Natur ſchien nur zum
Wohlſeyn, zum Behagen anderer zu wirken,
und er war in ſich, ohne deutliches Bewußt¬
ſeyn, recht gluͤcklich, den einzigen Widerſacher
verloren zu haben, den die Natur ihm zu¬
gedacht hatte.
Das Maͤdchen dagegen trat auf einmal
in einen veraͤnderten Zuſtand. Ihre Jahre,
eine zunehmende Bildung, und mehr noch
ein gewiſſes inneres Gefuͤhl zogen ſie von den
heftigen Spielen hinweg, die ſie bisher in
Geſellſchaft der Knaben auszuuͤben pflegte.
Im Ganzen ſchien ihr etwas zu fehlen,
nichts war um ſie herum, das werth geweſen
waͤre, ihren Haß zu erregen. Liebenswuͤrdig
hatte ſie noch Niemanden gefunden.
Ein junger Mann, aͤlter als ihr ehema¬
liger nachbarlicher Widerſacher, von Stand,
Vermoͤgen und Bedeutung, beliebt in der
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/203>, abgerufen am 25.11.2024.
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