kehrte mit diesen Aussichten und Hoffnungen wieder zur Vorsteherinn zurück.
Charlottens Niederkunft nahte heran. Sie hielt sich mehr in ihren Zimmern. Die Frauen, die sich um sie versammelt hatten, waren ihre geschlossenere Gesellschaft. Ottilie besorgte das Hauswesen indem sie kaum dar¬ an denken durfte was sie that. Sie hatte sich zwar völlig ergeben, sie wünschte für Charlotten, für das Kind, für Eduarden, sich auch noch ferner auf das dienstlichste zu bemühen, aber sie sah nicht ein, wie es mög¬ lich werden wollte. Nichts konnte sie vor völliger Verworrenheit retten, als daß sie je¬ den Tag ihre Pflicht that.
Ein Sohn war glücklich zur Welt gekom¬ men, und die Frauen versicherten sämmtlich, es sey der ganze leibhafte Vater. Nur Ottilie konnte es im Stillen nicht finden, als sie der Wöchnerinn Glück wünschte und das
kehrte mit dieſen Ausſichten und Hoffnungen wieder zur Vorſteherinn zuruͤck.
Charlottens Niederkunft nahte heran. Sie hielt ſich mehr in ihren Zimmern. Die Frauen, die ſich um ſie verſammelt hatten, waren ihre geſchloſſenere Geſellſchaft. Ottilie beſorgte das Hausweſen indem ſie kaum dar¬ an denken durfte was ſie that. Sie hatte ſich zwar voͤllig ergeben, ſie wuͤnſchte fuͤr Charlotten, fuͤr das Kind, fuͤr Eduarden, ſich auch noch ferner auf das dienſtlichſte zu bemuͤhen, aber ſie ſah nicht ein, wie es moͤg¬ lich werden wollte. Nichts konnte ſie vor voͤlliger Verworrenheit retten, als daß ſie je¬ den Tag ihre Pflicht that.
Ein Sohn war gluͤcklich zur Welt gekom¬ men, und die Frauen verſicherten ſaͤmmtlich, es ſey der ganze leibhafte Vater. Nur Ottilie konnte es im Stillen nicht finden, als ſie der Woͤchnerinn Gluͤck wuͤnſchte und das
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kehrte mit dieſen Ausſichten und Hoffnungen
wieder zur Vorſteherinn zuruͤck.
Charlottens Niederkunft nahte heran.
Sie hielt ſich mehr in ihren Zimmern. Die
Frauen, die ſich um ſie verſammelt hatten,
waren ihre geſchloſſenere Geſellſchaft. Ottilie
beſorgte das Hausweſen indem ſie kaum dar¬
an denken durfte was ſie that. Sie hatte
ſich zwar voͤllig ergeben, ſie wuͤnſchte fuͤr
Charlotten, fuͤr das Kind, fuͤr Eduarden,
ſich auch noch ferner auf das dienſtlichſte zu
bemuͤhen, aber ſie ſah nicht ein, wie es moͤg¬
lich werden wollte. Nichts konnte ſie vor
voͤlliger Verworrenheit retten, als daß ſie je¬
den Tag ihre Pflicht that.
Ein Sohn war gluͤcklich zur Welt gekom¬
men, und die Frauen verſicherten ſaͤmmtlich,
es ſey der ganze leibhafte Vater. Nur
Ottilie konnte es im Stillen nicht finden, als
ſie der Woͤchnerinn Gluͤck wuͤnſchte und das
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/162>, abgerufen am 26.11.2024.
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