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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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fahr auszusetzen. Wenn dieß nicht selbstsüchtig
genannt werden soll, was will man so nen¬
nen! Nimm Ottilien, laß mir den Haupt¬
mann, und in Gottes Namen sey der Ver¬
such gemacht!

Es möchte noch zu wagen seyn, sagte Char¬
lotte bedenklich, wenn die Gefahr für uns
allein wäre. Glaubst du denn aber, daß es
räthlich sey, den Hauptmann mit Ottilien als
Hausgenossen zu sehen, einen Mann ohnge¬
fähr in deinen Jahren, in den Jahren -- daß
ich dir dieses Schmeichelhafte nur gerade unter
die Augen sage -- wo der Mann erst liebe¬
fähig und erst der Liebe werth wird, und ein
Mädchen von Ottiliens Vorzügen? --

Ich weiß doch auch nicht, versetzte
Eduard, wie du Ottilien so hoch stellen kannst!
Nur dadurch erkläre ich mir's, daß sie deine
Neigung zu ihrer Mutter geerbt hat. Hübsch
ist sie, das ist wahr, und ich erinnre mich,

fahr auszuſetzen. Wenn dieß nicht ſelbſtſuͤchtig
genannt werden ſoll, was will man ſo nen¬
nen! Nimm Ottilien, laß mir den Haupt¬
mann, und in Gottes Namen ſey der Ver¬
ſuch gemacht!

Es moͤchte noch zu wagen ſeyn, ſagte Char¬
lotte bedenklich, wenn die Gefahr fuͤr uns
allein waͤre. Glaubſt du denn aber, daß es
raͤthlich ſey, den Hauptmann mit Ottilien als
Hausgenoſſen zu ſehen, einen Mann ohnge¬
faͤhr in deinen Jahren, in den Jahren — daß
ich dir dieſes Schmeichelhafte nur gerade unter
die Augen ſage — wo der Mann erſt liebe¬
faͤhig und erſt der Liebe werth wird, und ein
Maͤdchen von Ottiliens Vorzuͤgen? —

Ich weiß doch auch nicht, verſetzte
Eduard, wie du Ottilien ſo hoch ſtellen kannſt!
Nur dadurch erklaͤre ich mir's, daß ſie deine
Neigung zu ihrer Mutter geerbt hat. Huͤbſch
iſt ſie, das iſt wahr, und ich erinnre mich,

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[30/0035] fahr auszuſetzen. Wenn dieß nicht ſelbſtſuͤchtig genannt werden ſoll, was will man ſo nen¬ nen! Nimm Ottilien, laß mir den Haupt¬ mann, und in Gottes Namen ſey der Ver¬ ſuch gemacht! Es moͤchte noch zu wagen ſeyn, ſagte Char¬ lotte bedenklich, wenn die Gefahr fuͤr uns allein waͤre. Glaubſt du denn aber, daß es raͤthlich ſey, den Hauptmann mit Ottilien als Hausgenoſſen zu ſehen, einen Mann ohnge¬ faͤhr in deinen Jahren, in den Jahren — daß ich dir dieſes Schmeichelhafte nur gerade unter die Augen ſage — wo der Mann erſt liebe¬ faͤhig und erſt der Liebe werth wird, und ein Maͤdchen von Ottiliens Vorzuͤgen? — Ich weiß doch auch nicht, verſetzte Eduard, wie du Ottilien ſo hoch ſtellen kannſt! Nur dadurch erklaͤre ich mir's, daß ſie deine Neigung zu ihrer Mutter geerbt hat. Huͤbſch iſt ſie, das iſt wahr, und ich erinnre mich,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/35>, abgerufen am 23.11.2024.