Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

in Gefolg so manches Unerfreulichen, endlich
sagte: Ich muß glauben, ich muß hoffen, daß
alles sich wieder geben, daß Eduard sich wieder
nähern werde. Wie kann es auch wohl an¬
ders seyn, da Sie mich guter Hoffnung fin¬
den.

Versteh' ich Sie recht? fiel Mittler ein
-- Vollkommen, versetzte Charlotte -- Tau¬
sendmal gesegnet sey mir diese Nachricht! rief
er, die Hände zusammenschlagend. Ich kenne
die Stärke dieses Arguments auf ein männ¬
liches Gemüth. Wie viele Heiraten sah ich
dadurch beschleunigt, befestigt, wieder herge¬
stellt! Mehr als tausend Worte wirkt eine
solche gute Hoffnung, die fürwahr die beste
Hoffnung ist die wir haben können. Doch,
fuhr er fort, was mich betrifft, so hätte ich
alle Ursache verdrießlich zu seyn. In diesem
Falle, sehe ich wohl, wird meiner Eigenliebe
nicht geschmeichelt. Bey Euch kann meine
Thätigkeit keinen Dank verdienen. Ich komme

in Gefolg ſo manches Unerfreulichen, endlich
ſagte: Ich muß glauben, ich muß hoffen, daß
alles ſich wieder geben, daß Eduard ſich wieder
naͤhern werde. Wie kann es auch wohl an¬
ders ſeyn, da Sie mich guter Hoffnung fin¬
den.

Verſteh' ich Sie recht? fiel Mittler ein
— Vollkommen, verſetzte Charlotte — Tau¬
ſendmal geſegnet ſey mir dieſe Nachricht! rief
er, die Haͤnde zuſammenſchlagend. Ich kenne
die Staͤrke dieſes Arguments auf ein maͤnn¬
liches Gemuͤth. Wie viele Heiraten ſah ich
dadurch beſchleunigt, befeſtigt, wieder herge¬
ſtellt! Mehr als tauſend Worte wirkt eine
ſolche gute Hoffnung, die fuͤrwahr die beſte
Hoffnung iſt die wir haben koͤnnen. Doch,
fuhr er fort, was mich betrifft, ſo haͤtte ich
alle Urſache verdrießlich zu ſeyn. In dieſem
Falle, ſehe ich wohl, wird meiner Eigenliebe
nicht geſchmeichelt. Bey Euch kann meine
Thaͤtigkeit keinen Dank verdienen. Ich komme

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0307" n="302"/>
in Gefolg &#x017F;o manches Unerfreulichen, endlich<lb/>
&#x017F;agte: Ich muß glauben, ich muß hoffen, daß<lb/>
alles &#x017F;ich wieder geben, daß Eduard &#x017F;ich wieder<lb/>
na&#x0364;hern werde. Wie kann es auch wohl an¬<lb/>
ders &#x017F;eyn, da Sie mich guter Hoffnung fin¬<lb/>
den.</p><lb/>
        <p>Ver&#x017F;teh' ich Sie recht? fiel Mittler ein<lb/>
&#x2014; Vollkommen, ver&#x017F;etzte Charlotte &#x2014; Tau¬<lb/>
&#x017F;endmal ge&#x017F;egnet &#x017F;ey mir die&#x017F;e Nachricht! rief<lb/>
er, die Ha&#x0364;nde zu&#x017F;ammen&#x017F;chlagend. Ich kenne<lb/>
die Sta&#x0364;rke die&#x017F;es Arguments auf ein ma&#x0364;nn¬<lb/>
liches Gemu&#x0364;th. Wie viele Heiraten &#x017F;ah ich<lb/>
dadurch be&#x017F;chleunigt, befe&#x017F;tigt, wieder herge¬<lb/>
&#x017F;tellt! Mehr als tau&#x017F;end Worte wirkt eine<lb/>
&#x017F;olche gute Hoffnung, die fu&#x0364;rwahr die be&#x017F;te<lb/>
Hoffnung i&#x017F;t die wir haben ko&#x0364;nnen. Doch,<lb/>
fuhr er fort, was mich betrifft, &#x017F;o ha&#x0364;tte ich<lb/>
alle Ur&#x017F;ache verdrießlich zu &#x017F;eyn. In die&#x017F;em<lb/>
Falle, &#x017F;ehe ich wohl, wird meiner Eigenliebe<lb/>
nicht ge&#x017F;chmeichelt. Bey Euch kann meine<lb/>
Tha&#x0364;tigkeit keinen Dank verdienen. Ich komme<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0307] in Gefolg ſo manches Unerfreulichen, endlich ſagte: Ich muß glauben, ich muß hoffen, daß alles ſich wieder geben, daß Eduard ſich wieder naͤhern werde. Wie kann es auch wohl an¬ ders ſeyn, da Sie mich guter Hoffnung fin¬ den. Verſteh' ich Sie recht? fiel Mittler ein — Vollkommen, verſetzte Charlotte — Tau¬ ſendmal geſegnet ſey mir dieſe Nachricht! rief er, die Haͤnde zuſammenſchlagend. Ich kenne die Staͤrke dieſes Arguments auf ein maͤnn¬ liches Gemuͤth. Wie viele Heiraten ſah ich dadurch beſchleunigt, befeſtigt, wieder herge¬ ſtellt! Mehr als tauſend Worte wirkt eine ſolche gute Hoffnung, die fuͤrwahr die beſte Hoffnung iſt die wir haben koͤnnen. Doch, fuhr er fort, was mich betrifft, ſo haͤtte ich alle Urſache verdrießlich zu ſeyn. In dieſem Falle, ſehe ich wohl, wird meiner Eigenliebe nicht geſchmeichelt. Bey Euch kann meine Thaͤtigkeit keinen Dank verdienen. Ich komme

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/307
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/307>, abgerufen am 25.11.2024.