aber ich hatte das noch nicht gefunden worin ich mich als Meister zeigen kann. Ich will den sehen, der mich im Talent des Liebens übertrifft.
Zwar es ist ein jammervolles, ein schmer¬ zen- ein thränenreiches; aber ich finde es mir so natürlich, so eigen, daß ich es wohl schwer¬ lich je wieder aufgebe.
Durch diese lebhaften herzlichen Aeußerun¬ gen hatte sich Eduard wohl erleichtert, aber es war ihm auch auf einmal jeder einzelne Zug seines wunderlichen Zustandes deutlich vor die Augen getreten, daß er vom schmerz¬ lichen Widerstreit überwältigt in Thränen aus¬ brach, die um so reichlicher flossen, als sein Herz durch Mittheilung weich geworden war.
Mittler, der sein rasches Naturell, seinen unerbittlichen Verstand um so weniger ver¬ läugnen konnte, als er sich durch diesen schmerz¬
aber ich hatte das noch nicht gefunden worin ich mich als Meiſter zeigen kann. Ich will den ſehen, der mich im Talent des Liebens uͤbertrifft.
Zwar es iſt ein jammervolles, ein ſchmer¬ zen- ein thraͤnenreiches; aber ich finde es mir ſo natuͤrlich, ſo eigen, daß ich es wohl ſchwer¬ lich je wieder aufgebe.
Durch dieſe lebhaften herzlichen Aeußerun¬ gen hatte ſich Eduard wohl erleichtert, aber es war ihm auch auf einmal jeder einzelne Zug ſeines wunderlichen Zuſtandes deutlich vor die Augen getreten, daß er vom ſchmerz¬ lichen Widerſtreit uͤberwaͤltigt in Thraͤnen aus¬ brach, die um ſo reichlicher floſſen, als ſein Herz durch Mittheilung weich geworden war.
Mittler, der ſein raſches Naturell, ſeinen unerbittlichen Verſtand um ſo weniger ver¬ laͤugnen konnte, als er ſich durch dieſen ſchmerz¬
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aber ich hatte das noch nicht gefunden worin
ich mich als Meiſter zeigen kann. Ich will
den ſehen, der mich im Talent des Liebens
uͤbertrifft.
Zwar es iſt ein jammervolles, ein ſchmer¬
zen- ein thraͤnenreiches; aber ich finde es mir
ſo natuͤrlich, ſo eigen, daß ich es wohl ſchwer¬
lich je wieder aufgebe.
Durch dieſe lebhaften herzlichen Aeußerun¬
gen hatte ſich Eduard wohl erleichtert, aber
es war ihm auch auf einmal jeder einzelne
Zug ſeines wunderlichen Zuſtandes deutlich
vor die Augen getreten, daß er vom ſchmerz¬
lichen Widerſtreit uͤberwaͤltigt in Thraͤnen aus¬
brach, die um ſo reichlicher floſſen, als ſein
Herz durch Mittheilung weich geworden war.
Mittler, der ſein raſches Naturell, ſeinen
unerbittlichen Verſtand um ſo weniger ver¬
laͤugnen konnte, als er ſich durch dieſen ſchmerz¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/300>, abgerufen am 24.11.2024.
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