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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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zu nehmen nöthigte. Sie zog ihren Haus¬
halt, ohne Bänglichkeit, ins Enge; ja, wenn
sie alles genau betrachtete, so hielt sie den
leidenschaftlichen Vorfall für eine Art von
glücklicher Schickung. Denn auf dem bishe¬
rigen Wege wäre man leicht ins Gränzenlose
gerathen und hätte den schönen Zustand reich¬
licher Glücksgüter, ohne sich zeitig genug zu
besinnen, durch ein vordringliches Leben und
Treiben, wo nicht zerstört, doch erschüttert.

Was von Parkanlagen im Gange war,
störte sie nicht. Sie ließ vielmehr dasjenige
fortsetzen, was zum Grunde künftiger Aus¬
bildung liegen mußte; aber dabey hatte es
auch sein Bewenden. Ihr zurückkehrender Ge¬
mahl sollte noch genug erfreuliche Beschäftigung
finden.

Bey diesen Arbeiten und Vorsätzen konnte
sie nicht genug das Verfahren des Architecten
loben. Der See lag in kurzer Zeit ausge¬

zu nehmen noͤthigte. Sie zog ihren Haus¬
halt, ohne Baͤnglichkeit, ins Enge; ja, wenn
ſie alles genau betrachtete, ſo hielt ſie den
leidenſchaftlichen Vorfall fuͤr eine Art von
gluͤcklicher Schickung. Denn auf dem bishe¬
rigen Wege waͤre man leicht ins Graͤnzenloſe
gerathen und haͤtte den ſchoͤnen Zuſtand reich¬
licher Gluͤcksguͤter, ohne ſich zeitig genug zu
beſinnen, durch ein vordringliches Leben und
Treiben, wo nicht zerſtoͤrt, doch erſchuͤttert.

Was von Parkanlagen im Gange war,
ſtoͤrte ſie nicht. Sie ließ vielmehr dasjenige
fortſetzen, was zum Grunde kuͤnftiger Aus¬
bildung liegen mußte; aber dabey hatte es
auch ſein Bewenden. Ihr zuruͤckkehrender Ge¬
mahl ſollte noch genug erfreuliche Beſchaͤftigung
finden.

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ſie nicht genug das Verfahren des Architecten
loben. Der See lag in kurzer Zeit ausge¬

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[278/0283] zu nehmen noͤthigte. Sie zog ihren Haus¬ halt, ohne Baͤnglichkeit, ins Enge; ja, wenn ſie alles genau betrachtete, ſo hielt ſie den leidenſchaftlichen Vorfall fuͤr eine Art von gluͤcklicher Schickung. Denn auf dem bishe¬ rigen Wege waͤre man leicht ins Graͤnzenloſe gerathen und haͤtte den ſchoͤnen Zuſtand reich¬ licher Gluͤcksguͤter, ohne ſich zeitig genug zu beſinnen, durch ein vordringliches Leben und Treiben, wo nicht zerſtoͤrt, doch erſchuͤttert. Was von Parkanlagen im Gange war, ſtoͤrte ſie nicht. Sie ließ vielmehr dasjenige fortſetzen, was zum Grunde kuͤnftiger Aus¬ bildung liegen mußte; aber dabey hatte es auch ſein Bewenden. Ihr zuruͤckkehrender Ge¬ mahl ſollte noch genug erfreuliche Beſchaͤftigung finden. Bey dieſen Arbeiten und Vorſaͤtzen konnte ſie nicht genug das Verfahren des Architecten loben. Der See lag in kurzer Zeit ausge¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/283>, abgerufen am 24.11.2024.