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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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schende blitzende Entstehen und Verschwinden
eher ängstlich als angenehm. Sie lehnte
sich schüchtern an Eduard, dem diese Annähe¬
rung, dieses Zutrauen das volle Gefühl gab,
daß sie ihm ganz angehöre.

Die Nacht war kaum in ihre Rechte wie¬
der eingetreten, als der Mond aufging und
die Pfade der beyden Rückkehrenden beleuch¬
tete. Eine Figur, den Hut in der Hand,
vertrat ihnen den Weg, und sprach sie um
ein Almosen an, da er an diesem festlichen
Tage versäumt worden sey. Der Mond schien
ihm ins Gesicht und Eduard erkannte die Züge
jenes zudringlichen Bettlers. Aber so glück¬
lich wie er war, konnte er nicht ungehalten
seyn, konnte es ihm nicht einfallen, daß be¬
sonders für heute das Betteln höchlich ver¬
pönt worden. Er forschte nicht lange in der
Tasche und gab ein Goldstück hin. Er hätte
jeden gern glücklich gemacht, da sein Glück
ohne Gränzen schien.

ſchende blitzende Entſtehen und Verſchwinden
eher aͤngſtlich als angenehm. Sie lehnte
ſich ſchuͤchtern an Eduard, dem dieſe Annaͤhe¬
rung, dieſes Zutrauen das volle Gefuͤhl gab,
daß ſie ihm ganz angehoͤre.

Die Nacht war kaum in ihre Rechte wie¬
der eingetreten, als der Mond aufging und
die Pfade der beyden Ruͤckkehrenden beleuch¬
tete. Eine Figur, den Hut in der Hand,
vertrat ihnen den Weg, und ſprach ſie um
ein Almoſen an, da er an dieſem feſtlichen
Tage verſaͤumt worden ſey. Der Mond ſchien
ihm ins Geſicht und Eduard erkannte die Zuͤge
jenes zudringlichen Bettlers. Aber ſo gluͤck¬
lich wie er war, konnte er nicht ungehalten
ſeyn, konnte es ihm nicht einfallen, daß be¬
ſonders fuͤr heute das Betteln hoͤchlich ver¬
poͤnt worden. Er forſchte nicht lange in der
Taſche und gab ein Goldſtuͤck hin. Er haͤtte
jeden gern gluͤcklich gemacht, da ſein Gluͤck
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[253/0258] ſchende blitzende Entſtehen und Verſchwinden eher aͤngſtlich als angenehm. Sie lehnte ſich ſchuͤchtern an Eduard, dem dieſe Annaͤhe¬ rung, dieſes Zutrauen das volle Gefuͤhl gab, daß ſie ihm ganz angehoͤre. Die Nacht war kaum in ihre Rechte wie¬ der eingetreten, als der Mond aufging und die Pfade der beyden Ruͤckkehrenden beleuch¬ tete. Eine Figur, den Hut in der Hand, vertrat ihnen den Weg, und ſprach ſie um ein Almoſen an, da er an dieſem feſtlichen Tage verſaͤumt worden ſey. Der Mond ſchien ihm ins Geſicht und Eduard erkannte die Zuͤge jenes zudringlichen Bettlers. Aber ſo gluͤck¬ lich wie er war, konnte er nicht ungehalten ſeyn, konnte es ihm nicht einfallen, daß be¬ ſonders fuͤr heute das Betteln hoͤchlich ver¬ poͤnt worden. Er forſchte nicht lange in der Taſche und gab ein Goldſtuͤck hin. Er haͤtte jeden gern gluͤcklich gemacht, da ſein Gluͤck ohne Graͤnzen ſchien.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/258>, abgerufen am 24.11.2024.