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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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sam konnte man ihn ausladen und die Hülfe
verzögerte sich. Des Hauptmanns Entschluß
war gefaßt, er warf die Oberkleider weg,
aller Augen richteten sich auf ihn, und seine
tüchtige kräftige Gestalt flößte Jedermann Zu¬
trauen ein; aber ein Schrey der Ueberraschung
drang aus der Menge hervor, als er sich ins
Wasser stürzte. Jedes Auge begleitete ihn,
der als geschickter Schwimmer den Knaben
bald erreichte und ihn, jedoch für todt, an
den Damm brachte.

Indessen ruderte der Kahn herbey, der
Hauptmann bestieg ihn und forschte genau
von den Anwesenden, ob denn auch wirklich
alle gerettet seyen. Der Chirurgus kommt und
übernimmt den todtgeglaubten Knaben; Char¬
lotte tritt hinzu, sie bittet den Hauptmann
nur für sich zu sorgen, nach dem Schlosse
zurückzukehren und die Kleider zu wechseln.
Er zaudert, bis ihm gesetzte verständige Leute,
die ganz nahe gegenwärtig gewesen, die selbst

ſam konnte man ihn ausladen und die Huͤlfe
verzoͤgerte ſich. Des Hauptmanns Entſchluß
war gefaßt, er warf die Oberkleider weg,
aller Augen richteten ſich auf ihn, und ſeine
tuͤchtige kraͤftige Geſtalt floͤßte Jedermann Zu¬
trauen ein; aber ein Schrey der Ueberraſchung
drang aus der Menge hervor, als er ſich ins
Waſſer ſtuͤrzte. Jedes Auge begleitete ihn,
der als geſchickter Schwimmer den Knaben
bald erreichte und ihn, jedoch fuͤr todt, an
den Damm brachte.

Indeſſen ruderte der Kahn herbey, der
Hauptmann beſtieg ihn und forſchte genau
von den Anweſenden, ob denn auch wirklich
alle gerettet ſeyen. Der Chirurgus kommt und
uͤbernimmt den todtgeglaubten Knaben; Char¬
lotte tritt hinzu, ſie bittet den Hauptmann
nur fuͤr ſich zu ſorgen, nach dem Schloſſe
zuruͤckzukehren und die Kleider zu wechſeln.
Er zaudert, bis ihm geſetzte verſtaͤndige Leute,
die ganz nahe gegenwaͤrtig geweſen, die ſelbſt

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[249/0254] ſam konnte man ihn ausladen und die Huͤlfe verzoͤgerte ſich. Des Hauptmanns Entſchluß war gefaßt, er warf die Oberkleider weg, aller Augen richteten ſich auf ihn, und ſeine tuͤchtige kraͤftige Geſtalt floͤßte Jedermann Zu¬ trauen ein; aber ein Schrey der Ueberraſchung drang aus der Menge hervor, als er ſich ins Waſſer ſtuͤrzte. Jedes Auge begleitete ihn, der als geſchickter Schwimmer den Knaben bald erreichte und ihn, jedoch fuͤr todt, an den Damm brachte. Indeſſen ruderte der Kahn herbey, der Hauptmann beſtieg ihn und forſchte genau von den Anweſenden, ob denn auch wirklich alle gerettet ſeyen. Der Chirurgus kommt und uͤbernimmt den todtgeglaubten Knaben; Char¬ lotte tritt hinzu, ſie bittet den Hauptmann nur fuͤr ſich zu ſorgen, nach dem Schloſſe zuruͤckzukehren und die Kleider zu wechſeln. Er zaudert, bis ihm geſetzte verſtaͤndige Leute, die ganz nahe gegenwaͤrtig geweſen, die ſelbſt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/254>, abgerufen am 24.11.2024.