stellung tüchtiger Meister, theils mit Verdin¬ gen der Arbeit, wo sich's thun ließ, die Sache förderte und dem Werke Sicherheit und Dauer versprach; wobey sich der Haupt¬ mann im Stillen freute, daß man seine Ent¬ fernung nicht fühlen würde. Denn er hatte den Grundsatz, aus einem übernommenen un¬ vollendeten Geschäft nicht zu scheiden, bis er seine Stelle genugsam ersetzt sähe. Ja er ver¬ achtete diejenigen, die, um ihren Abgang fühl¬ bar zu machen, erst noch Verwirrung in ihrem Kreise anrichten, indem sie als ungebildete Selbstler das zu zerstören wünschen, wobey sie nicht mehr fortwirken sollen.
So arbeitete man immer mit Anstrengung, um Ottiliens Geburtstag zu verherrlichen, ohne daß man es aussprach, oder sich's recht auf¬ richtig bekannte. Nach Charlottens obgleich neidlosen Gesinnungen konnte es doch kein entschiedenes Fest werden. Die Jugend Ot¬ tiliens, ihre Glücksumstände, das Verhältniß
ſtellung tuͤchtiger Meiſter, theils mit Verdin¬ gen der Arbeit, wo ſich's thun ließ, die Sache foͤrderte und dem Werke Sicherheit und Dauer verſprach; wobey ſich der Haupt¬ mann im Stillen freute, daß man ſeine Ent¬ fernung nicht fuͤhlen wuͤrde. Denn er hatte den Grundſatz, aus einem uͤbernommenen un¬ vollendeten Geſchaͤft nicht zu ſcheiden, bis er ſeine Stelle genugſam erſetzt ſaͤhe. Ja er ver¬ achtete diejenigen, die, um ihren Abgang fuͤhl¬ bar zu machen, erſt noch Verwirrung in ihrem Kreiſe anrichten, indem ſie als ungebildete Selbſtler das zu zerſtoͤren wuͤnſchen, wobey ſie nicht mehr fortwirken ſollen.
So arbeitete man immer mit Anſtrengung, um Ottiliens Geburtstag zu verherrlichen, ohne daß man es ausſprach, oder ſich's recht auf¬ richtig bekannte. Nach Charlottens obgleich neidloſen Geſinnungen konnte es doch kein entſchiedenes Feſt werden. Die Jugend Ot¬ tiliens, ihre Gluͤcksumſtaͤnde, das Verhaͤltniß
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ſtellung tuͤchtiger Meiſter, theils mit Verdin¬
gen der Arbeit, wo ſich's thun ließ, die
Sache foͤrderte und dem Werke Sicherheit
und Dauer verſprach; wobey ſich der Haupt¬
mann im Stillen freute, daß man ſeine Ent¬
fernung nicht fuͤhlen wuͤrde. Denn er hatte
den Grundſatz, aus einem uͤbernommenen un¬
vollendeten Geſchaͤft nicht zu ſcheiden, bis er
ſeine Stelle genugſam erſetzt ſaͤhe. Ja er ver¬
achtete diejenigen, die, um ihren Abgang fuͤhl¬
bar zu machen, erſt noch Verwirrung in ihrem
Kreiſe anrichten, indem ſie als ungebildete
Selbſtler das zu zerſtoͤren wuͤnſchen, wobey ſie
nicht mehr fortwirken ſollen.
So arbeitete man immer mit Anſtrengung,
um Ottiliens Geburtstag zu verherrlichen, ohne
daß man es ausſprach, oder ſich's recht auf¬
richtig bekannte. Nach Charlottens obgleich
neidloſen Geſinnungen konnte es doch kein
entſchiedenes Feſt werden. Die Jugend Ot¬
tiliens, ihre Gluͤcksumſtaͤnde, das Verhaͤltniß
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/243>, abgerufen am 25.11.2024.
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