Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.dem sie sich zu ihm hinunterneigte und eine Nun aber stand sie in ihrem Schlafzim¬ dem ſie ſich zu ihm hinunterneigte und eine Nun aber ſtand ſie in ihrem Schlafzim¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0225" n="220"/> dem ſie ſich zu ihm hinunterneigte und eine<lb/> Hand auf ſeine Schultern legte, rief ſie aus:<lb/> Daß dieſer Augenblick in unſerm Leben Epo¬<lb/> che mache, koͤnnen wir nicht verhindern; aber<lb/> daß ſie unſer werth ſey, haͤngt von uns ab.<lb/> Sie muͤſſen ſcheiden, lieber Freund, und Sie<lb/> werden ſcheiden. Der Graf macht Anſtalt<lb/> Ihr Schickſal zu verbeſſern; es freut und<lb/> ſchmerzt mich. Ich wollte es verſchweigen bis<lb/> es gewiß waͤre; der Augenblick noͤthigt mich<lb/> dieß Geheimniß zu entdecken. Nur in ſofern<lb/> kann ich Ihnen, kann ich mir verzeihen,<lb/> wenn wir den Muth haben unſre Lage zu<lb/> aͤndern, da es von uns nicht abhaͤngt unſre<lb/> Geſinnung zu aͤndern. Sie hub ihn auf und<lb/> ergriff ſeinen Arm um ſich darauf zu ſtuͤtzen,<lb/> und ſo kamen ſie ſtillſchweigend nach dem<lb/> Schloſſe.</p><lb/> <p>Nun aber ſtand ſie in ihrem Schlafzim¬<lb/> mer, wo ſie ſich als Gattinn Eduards empfin¬<lb/> den und betrachten mußte. Ihr kam bey die¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [220/0225]
dem ſie ſich zu ihm hinunterneigte und eine
Hand auf ſeine Schultern legte, rief ſie aus:
Daß dieſer Augenblick in unſerm Leben Epo¬
che mache, koͤnnen wir nicht verhindern; aber
daß ſie unſer werth ſey, haͤngt von uns ab.
Sie muͤſſen ſcheiden, lieber Freund, und Sie
werden ſcheiden. Der Graf macht Anſtalt
Ihr Schickſal zu verbeſſern; es freut und
ſchmerzt mich. Ich wollte es verſchweigen bis
es gewiß waͤre; der Augenblick noͤthigt mich
dieß Geheimniß zu entdecken. Nur in ſofern
kann ich Ihnen, kann ich mir verzeihen,
wenn wir den Muth haben unſre Lage zu
aͤndern, da es von uns nicht abhaͤngt unſre
Geſinnung zu aͤndern. Sie hub ihn auf und
ergriff ſeinen Arm um ſich darauf zu ſtuͤtzen,
und ſo kamen ſie ſtillſchweigend nach dem
Schloſſe.
Nun aber ſtand ſie in ihrem Schlafzim¬
mer, wo ſie ſich als Gattinn Eduards empfin¬
den und betrachten mußte. Ihr kam bey die¬
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