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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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fel wurde sie zu einem Spazirgang durch das
Dorf eingeladen, um auch hier die neuen An¬
stalten in Augenschein zu nehmen. Dort hat¬
ten sich, auf des Hauptmanns Veranlassung,
die Bewohner vor ihren Häusern versammelt;
sie standen nicht in Reihen, sondern Fami¬
lienweise natürlich gruppirt, theils wie es der
Abend forderte beschäftigt, theils auf neuen
Bänken ausruhend. Es ward ihnen zur an¬
genehmen Pflicht gemacht, wenigstens jeden
Sonntag und Festtag, diese Reinlichkeit, diese
Ordnung zu erneuen.

Eine innre Geselligkeit mit Neigung, wie
sie sich unter unseren Freunden erzeugt hatte,
wird durch eine größere Gesellschaft immer
nur unangenehm unterbrochen. Alle viere
waren zufrieden sich wieder im großen Saale
allein zu finden; doch ward dieses häusliche
Gefühl einigermaßen gestört, indem ein Brief,
der Eduarden überreicht wurde, neue Gäste
auf morgen ankündigte.

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fel wurde ſie zu einem Spazirgang durch das
Dorf eingeladen, um auch hier die neuen An¬
ſtalten in Augenſchein zu nehmen. Dort hat¬
ten ſich, auf des Hauptmanns Veranlaſſung,
die Bewohner vor ihren Haͤuſern verſammelt;
ſie ſtanden nicht in Reihen, ſondern Fami¬
lienweiſe natuͤrlich gruppirt, theils wie es der
Abend forderte beſchaͤftigt, theils auf neuen
Baͤnken ausruhend. Es ward ihnen zur an¬
genehmen Pflicht gemacht, wenigſtens jeden
Sonntag und Feſttag, dieſe Reinlichkeit, dieſe
Ordnung zu erneuen.

Eine innre Geſelligkeit mit Neigung, wie
ſie ſich unter unſeren Freunden erzeugt hatte,
wird durch eine groͤßere Geſellſchaft immer
nur unangenehm unterbrochen. Alle viere
waren zufrieden ſich wieder im großen Saale
allein zu finden; doch ward dieſes haͤusliche
Gefuͤhl einigermaßen geſtoͤrt, indem ein Brief,
der Eduarden uͤberreicht wurde, neue Gaͤſte
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[163/0168] fel wurde ſie zu einem Spazirgang durch das Dorf eingeladen, um auch hier die neuen An¬ ſtalten in Augenſchein zu nehmen. Dort hat¬ ten ſich, auf des Hauptmanns Veranlaſſung, die Bewohner vor ihren Haͤuſern verſammelt; ſie ſtanden nicht in Reihen, ſondern Fami¬ lienweiſe natuͤrlich gruppirt, theils wie es der Abend forderte beſchaͤftigt, theils auf neuen Baͤnken ausruhend. Es ward ihnen zur an¬ genehmen Pflicht gemacht, wenigſtens jeden Sonntag und Feſttag, dieſe Reinlichkeit, dieſe Ordnung zu erneuen. Eine innre Geſelligkeit mit Neigung, wie ſie ſich unter unſeren Freunden erzeugt hatte, wird durch eine groͤßere Geſellſchaft immer nur unangenehm unterbrochen. Alle viere waren zufrieden ſich wieder im großen Saale allein zu finden; doch ward dieſes haͤusliche Gefuͤhl einigermaßen geſtoͤrt, indem ein Brief, der Eduarden uͤberreicht wurde, neue Gaͤſte auf morgen ankuͤndigte. 11 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/168>, abgerufen am 23.11.2024.