Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Alphons. Erfreue dich des Beyfalls jedes Guten. Leonore. Des allgemeinen Ruhms erfreue dich. Tasso. Mir ist an diesem Augenblick genug. An euch nur dacht' ich wenn ich sann und schrieb, Euch zu gefallen war mein höchster Wunsch, Euch zu ergetzen war mein letzter Zweck. Wer nicht die Welt in seinen Freunden sieht Verdient nicht daß die Welt von ihm erfahre. Hier ist mein Vaterland, hier ist der Kreis In dem sich meine Seele gern verweilt. Hier horch' ich auf, hier acht' ich jeden Wink. Hier spricht Erfahrung, Wissenschaft, Ge- schmack; Ja, Welt und Nachwelt seh' ich vor mir stehn. Die Menge macht den Künstler irr' und scheu: Nur wer Euch ähnlich ist, versteht und fühlt, Nur der allein soll richten und belohnen! Torquato Taſſo Alphons. Erfreue dich des Beyfalls jedes Guten. Leonore. Des allgemeinen Ruhms erfreue dich. Taſſo. Mir iſt an dieſem Augenblick genug. An euch nur dacht’ ich wenn ich ſann und ſchrieb, Euch zu gefallen war mein höchſter Wunſch, Euch zu ergetzen war mein letzter Zweck. Wer nicht die Welt in ſeinen Freunden ſieht Verdient nicht daß die Welt von ihm erfahre. Hier iſt mein Vaterland, hier iſt der Kreis In dem ſich meine Seele gern verweilt. Hier horch’ ich auf, hier acht’ ich jeden Wink. Hier ſpricht Erfahrung, Wiſſenſchaft, Ge- ſchmack; Ja, Welt und Nachwelt ſeh’ ich vor mir ſtehn. Die Menge macht den Künſtler irr’ und ſcheu: Nur wer Euch ähnlich iſt, verſteht und fühlt, Nur der allein ſoll richten und belohnen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0038" n="30"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi> </fw><lb/> <sp who="#ALP"> <speaker><hi rendition="#g">Alphons</hi>.</speaker><lb/> <p>Erfreue dich des Beyfalls jedes Guten.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Des allgemeinen Ruhms erfreue dich.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>Mir iſt an dieſem Augenblick genug.<lb/> An euch nur dacht’ ich wenn ich ſann und<lb/> ſchrieb,<lb/> Euch zu gefallen war mein höchſter Wunſch,<lb/> Euch zu ergetzen war mein letzter Zweck.<lb/> Wer nicht die Welt in ſeinen Freunden ſieht<lb/> Verdient nicht daß die Welt von ihm erfahre.<lb/> Hier iſt mein Vaterland, hier iſt der Kreis<lb/> In dem ſich meine Seele gern verweilt.<lb/> Hier horch’ ich auf, hier acht’ ich jeden Wink.<lb/> Hier ſpricht Erfahrung, Wiſſenſchaft, Ge-<lb/> ſchmack;<lb/> Ja, Welt und Nachwelt ſeh’ ich vor mir ſtehn.<lb/> Die Menge macht den Künſtler irr’ und ſcheu:<lb/> Nur wer Euch ähnlich iſt, verſteht und fühlt,<lb/> Nur der allein ſoll richten und belohnen!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0038]
Torquato Taſſo
Alphons.
Erfreue dich des Beyfalls jedes Guten.
Leonore.
Des allgemeinen Ruhms erfreue dich.
Taſſo.
Mir iſt an dieſem Augenblick genug.
An euch nur dacht’ ich wenn ich ſann und
ſchrieb,
Euch zu gefallen war mein höchſter Wunſch,
Euch zu ergetzen war mein letzter Zweck.
Wer nicht die Welt in ſeinen Freunden ſieht
Verdient nicht daß die Welt von ihm erfahre.
Hier iſt mein Vaterland, hier iſt der Kreis
In dem ſich meine Seele gern verweilt.
Hier horch’ ich auf, hier acht’ ich jeden Wink.
Hier ſpricht Erfahrung, Wiſſenſchaft, Ge-
ſchmack;
Ja, Welt und Nachwelt ſeh’ ich vor mir ſtehn.
Die Menge macht den Künſtler irr’ und ſcheu:
Nur wer Euch ähnlich iſt, verſteht und fühlt,
Nur der allein ſoll richten und belohnen!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/38>, abgerufen am 16.02.2025. |