Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Aus seinem Dienst in einen andern geht,Daß ein Papier aus seinen Händen kommt, Gleich sieht er Absicht, sieht Verrätherey Und Tücke die sein Schicksal untergräbt. Prinzessinn. Laß uns, geliebter Bruder, nicht vergessen Daß von sich selbst der Mensch nicht scheiden kann. Und wenn ein Freund, der mit uns wandeln sollte, Sich einen Fuß beschädigte, wir würden Doch lieber langsam gehn und unsre Hand Ihm gern und willig leihen? Alphons. Besser wär's, Wenn wir ihn heilen könnten, lieber gleich Auf treuen Rath des Arztes eine Cur Versuchten, dann mit dem Geheilten froh Den neuen Weg des frischen Lebens gingen. Doch hoff' ich, meine Lieben, daß ich nie Die Schuld des rauhen Arztes auf mich lade. Torquato Taſſo Aus ſeinem Dienſt in einen andern geht,Daß ein Papier aus ſeinen Händen kommt, Gleich ſieht er Abſicht, ſieht Verrätherey Und Tücke die ſein Schickſal untergräbt. Prinzeſſinn. Laß uns, geliebter Bruder, nicht vergeſſen Daß von ſich ſelbſt der Menſch nicht ſcheiden kann. Und wenn ein Freund, der mit uns wandeln ſollte, Sich einen Fuß beſchädigte, wir würden Doch lieber langſam gehn und unſre Hand Ihm gern und willig leihen? Alphons. Beſſer wär’s, Wenn wir ihn heilen könnten, lieber gleich Auf treuen Rath des Arztes eine Cur Verſuchten, dann mit dem Geheilten froh Den neuen Weg des friſchen Lebens gingen. Doch hoff’ ich, meine Lieben, daß ich nie Die Schuld des rauhen Arztes auf mich lade. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#ALP"> <p><pb n="22" facs="#f0030"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Aus ſeinem Dienſt in einen andern geht,<lb/> Daß ein Papier aus ſeinen Händen kommt,<lb/> Gleich ſieht er Abſicht, ſieht Verrätherey<lb/> Und Tücke die ſein Schickſal untergräbt.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Laß uns, geliebter Bruder, nicht vergeſſen<lb/> Daß von ſich ſelbſt der Menſch nicht ſcheiden<lb/> kann.<lb/> Und wenn ein Freund, der mit uns wandeln<lb/> ſollte,<lb/> Sich einen Fuß beſchädigte, wir würden<lb/> Doch lieber langſam gehn und unſre Hand<lb/> Ihm gern und willig leihen?</p> </sp><lb/> <sp who="#ALP"> <speaker><hi rendition="#g">Alphons</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Beſſer wär’s,</hi><lb/> Wenn wir ihn heilen könnten, lieber gleich<lb/> Auf treuen Rath des Arztes eine Cur<lb/> Verſuchten, dann mit dem Geheilten froh<lb/> Den neuen Weg des friſchen Lebens gingen.<lb/> Doch hoff’ ich, meine Lieben, daß ich nie<lb/> Die Schuld des rauhen Arztes auf mich lade.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0030]
Torquato Taſſo
Aus ſeinem Dienſt in einen andern geht,
Daß ein Papier aus ſeinen Händen kommt,
Gleich ſieht er Abſicht, ſieht Verrätherey
Und Tücke die ſein Schickſal untergräbt.
Prinzeſſinn.
Laß uns, geliebter Bruder, nicht vergeſſen
Daß von ſich ſelbſt der Menſch nicht ſcheiden
kann.
Und wenn ein Freund, der mit uns wandeln
ſollte,
Sich einen Fuß beſchädigte, wir würden
Doch lieber langſam gehn und unſre Hand
Ihm gern und willig leihen?
Alphons.
Beſſer wär’s,
Wenn wir ihn heilen könnten, lieber gleich
Auf treuen Rath des Arztes eine Cur
Verſuchten, dann mit dem Geheilten froh
Den neuen Weg des friſchen Lebens gingen.
Doch hoff’ ich, meine Lieben, daß ich nie
Die Schuld des rauhen Arztes auf mich lade.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/30>, abgerufen am 01.03.2025. |