Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Steht unser Geist auf eine Weile still,Wir haben nichts, womit wir das vergleichen. Tasso nach einer langen Pause. Vollende nur dein Amt, ich seh' du bist's! Ja du verdienst das fürstliche Vertraun; Vollende nur dein Amt, und martre mich, Da mir der Stab gebrochen ist, noch langsam Zu Tode! Ziehe! Zieh' am Pfeile nur, Daß ich den Widerhaken grimmig fühle, Der mich zerfleischt! Du bist ein theures Werkzeug des Tyran- nen, Sey Kerkermeister, sey der Marterknecht, Wie wohl! wie eigen steht dir beydes an! Gegen die Scene. Ja, gehe nur, Tyrann! Du konntest dich Nicht bis zuletzt verstellen, triumphire! Du hast den Sclaven wohl gekettet, hast Ihn wohl gespart zu ausgedachten Qualen: Geh' nur, ich hasse dich, ich fühle ganz Torquato Taſſo Steht unſer Geiſt auf eine Weile ſtill,Wir haben nichts, womit wir das vergleichen. Taſſo nach einer langen Pauſe. Vollende nur dein Amt, ich ſeh’ du biſt’s! Ja du verdienſt das fürſtliche Vertraun; Vollende nur dein Amt, und martre mich, Da mir der Stab gebrochen iſt, noch langſam Zu Tode! Ziehe! Zieh’ am Pfeile nur, Daß ich den Widerhaken grimmig fühle, Der mich zerfleiſcht! Du biſt ein theures Werkzeug des Tyran- nen, Sey Kerkermeiſter, ſey der Marterknecht, Wie wohl! wie eigen ſteht dir beydes an! Gegen die Scene. Ja, gehe nur, Tyrann! Du konnteſt dich Nicht bis zuletzt verſtellen, triumphire! Du haſt den Sclaven wohl gekettet, haſt Ihn wohl geſpart zu ausgedachten Qualen: Geh’ nur, ich haſſe dich, ich fühle ganz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#ANT"> <p><pb facs="#f0220" n="212"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Steht unſer Geiſt auf eine Weile ſtill,<lb/> Wir haben nichts, womit wir das vergleichen.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker> <hi rendition="#g">Taſſo</hi> </speaker><lb/> <stage>nach einer langen Pauſe.</stage><lb/> <p>Vollende nur dein Amt, ich ſeh’ du biſt’s!<lb/> Ja du verdienſt das fürſtliche Vertraun;<lb/> Vollende nur dein Amt, und martre mich,<lb/> Da mir der Stab gebrochen iſt, noch langſam<lb/> Zu Tode! Ziehe! Zieh’ am Pfeile nur,<lb/> Daß ich den Widerhaken grimmig fühle,<lb/> Der mich zerfleiſcht!<lb/> Du biſt ein theures Werkzeug des Tyran-<lb/> nen,<lb/> Sey Kerkermeiſter, ſey der Marterknecht,<lb/> Wie wohl! wie eigen ſteht dir beydes an!</p><lb/> <stage>Gegen die Scene.</stage><lb/> <p>Ja, gehe nur, Tyrann! Du konnteſt dich<lb/> Nicht bis zuletzt verſtellen, triumphire!<lb/> Du haſt den Sclaven wohl gekettet, haſt<lb/> Ihn wohl geſpart zu ausgedachten Qualen:<lb/> Geh’ nur, ich haſſe dich, ich fühle ganz<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0220]
Torquato Taſſo
Steht unſer Geiſt auf eine Weile ſtill,
Wir haben nichts, womit wir das vergleichen.
Taſſo
nach einer langen Pauſe.
Vollende nur dein Amt, ich ſeh’ du biſt’s!
Ja du verdienſt das fürſtliche Vertraun;
Vollende nur dein Amt, und martre mich,
Da mir der Stab gebrochen iſt, noch langſam
Zu Tode! Ziehe! Zieh’ am Pfeile nur,
Daß ich den Widerhaken grimmig fühle,
Der mich zerfleiſcht!
Du biſt ein theures Werkzeug des Tyran-
nen,
Sey Kerkermeiſter, ſey der Marterknecht,
Wie wohl! wie eigen ſteht dir beydes an!
Gegen die Scene.
Ja, gehe nur, Tyrann! Du konnteſt dich
Nicht bis zuletzt verſtellen, triumphire!
Du haſt den Sclaven wohl gekettet, haſt
Ihn wohl geſpart zu ausgedachten Qualen:
Geh’ nur, ich haſſe dich, ich fühle ganz
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