Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Leonore. Das bist du nicht, das kannst du nimmer werden! Du weißt vielmehr, wie gern der Fürst mit dir, Wie gern die Fürstinn mit dir lebt; und kommt Die Schwester von Urbino, kommt sie fast So sehr um dein't- als der Geschwister willen. Sie denken alle gut und gleich von dir, Und jegliches vertraut dir unbedingt. Tasso. O Leonore, welch Vertraun ist das? Hat er von seinem Staate je ein Wort, Ein ernstes Wort mit mir gesprochen? Kam Ein eigner Fall, worüber er sogar In meiner Gegenwart mit seiner Schwester, Mit andern sich berieth, mich fragt' er nie. Da hieß es immer nur: Antonio kommt! Man muß Antonio schreiben! fragt Antonio! Torquato Taſſo Leonore. Das biſt du nicht, das kannſt du nimmer werden! Du weißt vielmehr, wie gern der Fürſt mit dir, Wie gern die Fürſtinn mit dir lebt; und kommt Die Schweſter von Urbino, kommt ſie faſt So ſehr um dein’t- als der Geſchwiſter willen. Sie denken alle gut und gleich von dir, Und jegliches vertraut dir unbedingt. Taſſo. O Leonore, welch Vertraun iſt das? Hat er von ſeinem Staate je ein Wort, Ein ernſtes Wort mit mir geſprochen? Kam Ein eigner Fall, worüber er ſogar In meiner Gegenwart mit ſeiner Schweſter, Mit andern ſich berieth, mich fragt’ er nie. Da hieß es immer nur: Antonio kommt! Man muß Antonio ſchreiben! fragt Antonio! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0160" n="152"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi> </fw><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Das biſt du nicht, das kannſt du nimmer<lb/> werden!<lb/> Du weißt vielmehr, wie gern der Fürſt mit<lb/> dir,<lb/> Wie gern die Fürſtinn mit dir lebt; und<lb/> kommt<lb/> Die Schweſter von Urbino, kommt ſie faſt<lb/> So ſehr um dein’t- als der Geſchwiſter willen.<lb/> Sie denken alle gut und gleich von dir,<lb/> Und jegliches vertraut dir unbedingt.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>O Leonore, welch Vertraun iſt das?<lb/> Hat er von ſeinem Staate je ein Wort,<lb/> Ein ernſtes Wort mit mir geſprochen? Kam<lb/> Ein eigner Fall, worüber er ſogar<lb/> In meiner Gegenwart mit ſeiner Schweſter,<lb/> Mit andern ſich berieth, mich fragt’ er nie.<lb/> Da hieß es immer nur: Antonio kommt!<lb/> Man muß Antonio ſchreiben! fragt Antonio!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0160]
Torquato Taſſo
Leonore.
Das biſt du nicht, das kannſt du nimmer
werden!
Du weißt vielmehr, wie gern der Fürſt mit
dir,
Wie gern die Fürſtinn mit dir lebt; und
kommt
Die Schweſter von Urbino, kommt ſie faſt
So ſehr um dein’t- als der Geſchwiſter willen.
Sie denken alle gut und gleich von dir,
Und jegliches vertraut dir unbedingt.
Taſſo.
O Leonore, welch Vertraun iſt das?
Hat er von ſeinem Staate je ein Wort,
Ein ernſtes Wort mit mir geſprochen? Kam
Ein eigner Fall, worüber er ſogar
In meiner Gegenwart mit ſeiner Schweſter,
Mit andern ſich berieth, mich fragt’ er nie.
Da hieß es immer nur: Antonio kommt!
Man muß Antonio ſchreiben! fragt Antonio!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/160>, abgerufen am 16.02.2025. |