Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Sein eigen Selbst zerstören. Sind die Men-schen Denn gegen uns so billig? Nein, o nein! Der Mensch bedarf in seinem engen Wesen Der doppelten Empfindung, Lieb' und Haß. Bedarf er nicht der Nacht als wie des Tag's? Des Schlafens wie des Wachens? Nein, ich muß Von nun an diesen Mann als Gegenstand, Von meinem tiefsten Haß behalten; nichts Kann mir die Lust entreißen schlimm und schlimmer Von ihm zu denken. Leonore. Willst du, theurer Freund, Von deinem Sinn nicht lassen, seh' ich kaum, Wie du am Hofe länger bleiben willst. Du weißt, wie viel er gilt und gelten muß. Tasso. Wie sehr ich lang', o schöne Freundinn, hier Schon überflüssig bin, das weiß ich wohl. Ein Schauſpiel. Sein eigen Selbſt zerſtören. Sind die Men-ſchen Denn gegen uns ſo billig? Nein, o nein! Der Menſch bedarf in ſeinem engen Weſen Der doppelten Empfindung, Lieb’ und Haß. Bedarf er nicht der Nacht als wie des Tag’s? Des Schlafens wie des Wachens? Nein, ich muß Von nun an dieſen Mann als Gegenſtand, Von meinem tiefſten Haß behalten; nichts Kann mir die Luſt entreißen ſchlimm und ſchlimmer Von ihm zu denken. Leonore. Willſt du, theurer Freund, Von deinem Sinn nicht laſſen, ſeh’ ich kaum, Wie du am Hofe länger bleiben willſt. Du weißt, wie viel er gilt und gelten muß. Taſſo. Wie ſehr ich lang’, o ſchöne Freundinn, hier Schon überflüſſig bin, das weiß ich wohl. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#TAS"> <p><pb facs="#f0159" n="151"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Sein eigen Selbſt zerſtören. Sind die Men-<lb/> ſchen<lb/> Denn gegen uns ſo billig? Nein, o nein!<lb/> Der Menſch bedarf in ſeinem engen Weſen<lb/> Der doppelten Empfindung, Lieb’ und Haß.<lb/> Bedarf er nicht der Nacht als wie des Tag’s?<lb/> Des Schlafens wie des Wachens? Nein, ich<lb/> muß<lb/> Von nun an dieſen Mann als Gegenſtand,<lb/> Von meinem tiefſten Haß behalten; nichts<lb/> Kann mir die Luſt entreißen ſchlimm und<lb/> ſchlimmer<lb/> Von ihm zu denken.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Willſt du, theurer Freund,</hi><lb/> Von deinem Sinn nicht laſſen, ſeh’ ich kaum,<lb/> Wie du am Hofe länger bleiben willſt.<lb/> Du weißt, wie viel er gilt und gelten muß.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie ſehr ich lang’, o ſchöne Freundinn, hier<lb/> Schon überflüſſig bin, das weiß ich wohl.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0159]
Ein Schauſpiel.
Sein eigen Selbſt zerſtören. Sind die Men-
ſchen
Denn gegen uns ſo billig? Nein, o nein!
Der Menſch bedarf in ſeinem engen Weſen
Der doppelten Empfindung, Lieb’ und Haß.
Bedarf er nicht der Nacht als wie des Tag’s?
Des Schlafens wie des Wachens? Nein, ich
muß
Von nun an dieſen Mann als Gegenſtand,
Von meinem tiefſten Haß behalten; nichts
Kann mir die Luſt entreißen ſchlimm und
ſchlimmer
Von ihm zu denken.
Leonore.
Willſt du, theurer Freund,
Von deinem Sinn nicht laſſen, ſeh’ ich kaum,
Wie du am Hofe länger bleiben willſt.
Du weißt, wie viel er gilt und gelten muß.
Taſſo.
Wie ſehr ich lang’, o ſchöne Freundinn, hier
Schon überflüſſig bin, das weiß ich wohl.
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