Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Beschäftigt uns in unserm eignen Fache.Ihm fehlt's an tausend Kleinigkeiten, die Zu schaffen eine Frau sich gern bemüht. Das schönste Leinenzeug, ein seiden Kleid Mit etwas Stickerey, das trägt er gern. Er sieht sich gern geputzt, vielmehr, er kann Unedlen Stoff, der nur den Knecht bezeichnet, An seinem Leib nicht dulden, alles soll Ihm fein und gut und schön und edel stehn. Und dennoch hat er kein Geschick, das alles Sich anzuschaffen, wenn er es besitzt, Sich zu erhalten; immer fehlt es ihm An Geld, an Sorgsamkeit, bald läßt er da Ein Stück, bald eines dort. Er kehret nie Von einer Reise wieder, daß ihm nicht Ein Drittheil seiner Sachen fehle. Bald Bestiehlt ihn der Bediente. So, Antonio, Hat man für ihn das ganze Jahr zu sorgen. Antonio. Und diese Sorge macht ihn lieb und lieber. Glücksel'ger Jüngling, dem man seine Mängel Ein Schauſpiel. Beſchäftigt uns in unſerm eignen Fache.Ihm fehlt’s an tauſend Kleinigkeiten, die Zu ſchaffen eine Frau ſich gern bemüht. Das ſchönſte Leinenzeug, ein ſeiden Kleid Mit etwas Stickerey, das trägt er gern. Er ſieht ſich gern geputzt, vielmehr, er kann Unedlen Stoff, der nur den Knecht bezeichnet, An ſeinem Leib nicht dulden, alles ſoll Ihm fein und gut und ſchön und edel ſtehn. Und dennoch hat er kein Geſchick, das alles Sich anzuſchaffen, wenn er es beſitzt, Sich zu erhalten; immer fehlt es ihm An Geld, an Sorgſamkeit, bald läßt er da Ein Stück, bald eines dort. Er kehret nie Von einer Reiſe wieder, daß ihm nicht Ein Drittheil ſeiner Sachen fehle. Bald Beſtiehlt ihn der Bediente. So, Antonio, Hat man für ihn das ganze Jahr zu ſorgen. Antonio. Und dieſe Sorge macht ihn lieb und lieber. Glückſel’ger Jüngling, dem man ſeine Mängel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#LEO"> <p><pb facs="#f0141" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Beſchäftigt uns in unſerm eignen Fache.<lb/> Ihm fehlt’s an tauſend Kleinigkeiten, die<lb/> Zu ſchaffen eine Frau ſich gern bemüht.<lb/> Das ſchönſte Leinenzeug, ein ſeiden Kleid<lb/> Mit etwas Stickerey, das trägt er gern.<lb/> Er ſieht ſich gern geputzt, vielmehr, er kann<lb/> Unedlen Stoff, der nur den Knecht bezeichnet,<lb/> An ſeinem Leib nicht dulden, alles ſoll<lb/> Ihm fein und gut und ſchön und edel ſtehn.<lb/> Und dennoch hat er kein Geſchick, das alles<lb/> Sich anzuſchaffen, wenn er es beſitzt,<lb/> Sich zu erhalten; immer fehlt es ihm<lb/> An Geld, an Sorgſamkeit, bald läßt er da<lb/> Ein Stück, bald eines dort. Er kehret nie<lb/> Von einer Reiſe wieder, daß ihm nicht<lb/> Ein Drittheil ſeiner Sachen fehle. Bald<lb/> Beſtiehlt ihn der Bediente. So, Antonio,<lb/> Hat man für ihn das ganze Jahr zu ſorgen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</speaker><lb/> <p>Und dieſe Sorge macht ihn lieb und lieber.<lb/> Glückſel’ger Jüngling, dem man ſeine Mängel<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0141]
Ein Schauſpiel.
Beſchäftigt uns in unſerm eignen Fache.
Ihm fehlt’s an tauſend Kleinigkeiten, die
Zu ſchaffen eine Frau ſich gern bemüht.
Das ſchönſte Leinenzeug, ein ſeiden Kleid
Mit etwas Stickerey, das trägt er gern.
Er ſieht ſich gern geputzt, vielmehr, er kann
Unedlen Stoff, der nur den Knecht bezeichnet,
An ſeinem Leib nicht dulden, alles ſoll
Ihm fein und gut und ſchön und edel ſtehn.
Und dennoch hat er kein Geſchick, das alles
Sich anzuſchaffen, wenn er es beſitzt,
Sich zu erhalten; immer fehlt es ihm
An Geld, an Sorgſamkeit, bald läßt er da
Ein Stück, bald eines dort. Er kehret nie
Von einer Reiſe wieder, daß ihm nicht
Ein Drittheil ſeiner Sachen fehle. Bald
Beſtiehlt ihn der Bediente. So, Antonio,
Hat man für ihn das ganze Jahr zu ſorgen.
Antonio.
Und dieſe Sorge macht ihn lieb und lieber.
Glückſel’ger Jüngling, dem man ſeine Mängel
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