Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Ich bin geschwätzig, und verbärge besserAuch selbst vor dir, wie schwach ich bin und krank. Leonore. Die Krankheit des Gemüthes löset sich In Klagen und Vertraun am leicht'sten auf. Prinzessinn. Wenn das Vertrauen heilt, so heil' ich bald; Ich hab' es rein und hab' es ganz zu dir. Ach, meine Freundinn! Zwar ich bin ent- schlossen, Er scheide nur! allein ich fühle schon Den langen ausgedehnten Schmerz der Tage, wenn Ich nun entbehren soll, was mich erfreute. Die Sonne hebt von meinen Augenliedern Nicht mehr sein schön verklärtes Traumbild auf; Die Hoffnung ihn zu sehen füllt nicht mehr Den kaum erwachten Geist mit froher Sehn- sucht; Torquato Taſſo Ich bin geſchwätzig, und verbärge beſſerAuch ſelbſt vor dir, wie ſchwach ich bin und krank. Leonore. Die Krankheit des Gemüthes löſet ſich In Klagen und Vertraun am leicht’ſten auf. Prinzeſſinn. Wenn das Vertrauen heilt, ſo heil’ ich bald; Ich hab’ es rein und hab’ es ganz zu dir. Ach, meine Freundinn! Zwar ich bin ent- ſchloſſen, Er ſcheide nur! allein ich fühle ſchon Den langen ausgedehnten Schmerz der Tage, wenn Ich nun entbehren ſoll, was mich erfreute. Die Sonne hebt von meinen Augenliedern Nicht mehr ſein ſchön verklärtes Traumbild auf; Die Hoffnung ihn zu ſehen füllt nicht mehr Den kaum erwachten Geiſt mit froher Sehn- ſucht; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#PRI"> <p><pb facs="#f0128" n="120"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Ich bin geſchwätzig, und verbärge beſſer<lb/> Auch ſelbſt vor dir, wie ſchwach ich bin und<lb/> krank.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Krankheit des Gemüthes löſet ſich<lb/> In Klagen und Vertraun am leicht’ſten auf.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn das Vertrauen heilt, ſo heil’ ich bald;<lb/> Ich hab’ es rein und hab’ es ganz zu dir.<lb/> Ach, meine Freundinn! Zwar ich bin ent-<lb/> ſchloſſen,<lb/> Er ſcheide nur! allein ich fühle ſchon<lb/> Den langen ausgedehnten Schmerz der Tage,<lb/> wenn<lb/> Ich nun entbehren ſoll, was mich erfreute.<lb/> Die Sonne hebt von meinen Augenliedern<lb/> Nicht mehr ſein ſchön verklärtes Traumbild<lb/> auf;<lb/> Die Hoffnung ihn zu ſehen füllt nicht mehr<lb/> Den kaum erwachten Geiſt mit froher Sehn-<lb/> ſucht;<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0128]
Torquato Taſſo
Ich bin geſchwätzig, und verbärge beſſer
Auch ſelbſt vor dir, wie ſchwach ich bin und
krank.
Leonore.
Die Krankheit des Gemüthes löſet ſich
In Klagen und Vertraun am leicht’ſten auf.
Prinzeſſinn.
Wenn das Vertrauen heilt, ſo heil’ ich bald;
Ich hab’ es rein und hab’ es ganz zu dir.
Ach, meine Freundinn! Zwar ich bin ent-
ſchloſſen,
Er ſcheide nur! allein ich fühle ſchon
Den langen ausgedehnten Schmerz der Tage,
wenn
Ich nun entbehren ſoll, was mich erfreute.
Die Sonne hebt von meinen Augenliedern
Nicht mehr ſein ſchön verklärtes Traumbild
auf;
Die Hoffnung ihn zu ſehen füllt nicht mehr
Den kaum erwachten Geiſt mit froher Sehn-
ſucht;
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