Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Leonore. Ja, meine Fürstinn, mit Vergnügen seh' ich Uns beyde hier so ländlich ausgeschmückt. Wir scheinen recht beglückte Schäferinnen Und sind auch wie die Glücklichen beschäftigt. Wir winden Kränze. Dieser, bunt von Blumen, Schwillt immer mehr und mehr in meiner Hand, Du hast mit höherm Sinn und größerm Herzen Den zarten schlanken Lorber dir gewählt. Prinzessinn. Die Zweige, die ich in Gedanken flocht, Sie haben gleich ein würdig Haupt gefunden, Ich setze sie Virgilen dankbar auf. Sie kränzt die Herme Virgils. Leonore. So drück' ich meinen vollen frohen Kranz Dem Meister Ludwig auf die hohe Stirne -- Sie kränzt Ariostens Herme. Torquato Taſſo Leonore. Ja, meine Fürſtinn, mit Vergnügen ſeh’ ich Uns beyde hier ſo ländlich ausgeſchmückt. Wir ſcheinen recht beglückte Schäferinnen Und ſind auch wie die Glücklichen beſchäftigt. Wir winden Kränze. Dieſer, bunt von Blumen, Schwillt immer mehr und mehr in meiner Hand, Du haſt mit höherm Sinn und größerm Herzen Den zarten ſchlanken Lorber dir gewählt. Prinzeſſinn. Die Zweige, die ich in Gedanken flocht, Sie haben gleich ein würdig Haupt gefunden, Ich ſetze ſie Virgilen dankbar auf. Sie kränzt die Herme Virgils. Leonore. So drück’ ich meinen vollen frohen Kranz Dem Meiſter Ludwig auf die hohe Stirne — Sie kränzt Arioſtens Herme. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0012" n="4"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi> </fw><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, meine Fürſtinn, mit Vergnügen ſeh’ ich<lb/> Uns beyde hier ſo ländlich ausgeſchmückt.<lb/> Wir ſcheinen recht beglückte Schäferinnen<lb/> Und ſind auch wie die Glücklichen beſchäftigt.<lb/> Wir winden Kränze. Dieſer, bunt von<lb/> Blumen,<lb/> Schwillt immer mehr und mehr in meiner<lb/> Hand,<lb/> Du haſt mit höherm Sinn und größerm<lb/> Herzen<lb/> Den zarten ſchlanken Lorber dir gewählt.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Zweige, die ich in Gedanken flocht,<lb/> Sie haben gleich ein würdig Haupt gefunden,<lb/> Ich ſetze ſie Virgilen dankbar auf.</p><lb/> <stage>Sie kränzt die Herme Virgils.</stage> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>So drück’ ich meinen vollen frohen Kranz<lb/> Dem Meiſter Ludwig auf die hohe Stirne —</p><lb/> <stage>Sie kränzt Arioſtens Herme.</stage><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0012]
Torquato Taſſo
Leonore.
Ja, meine Fürſtinn, mit Vergnügen ſeh’ ich
Uns beyde hier ſo ländlich ausgeſchmückt.
Wir ſcheinen recht beglückte Schäferinnen
Und ſind auch wie die Glücklichen beſchäftigt.
Wir winden Kränze. Dieſer, bunt von
Blumen,
Schwillt immer mehr und mehr in meiner
Hand,
Du haſt mit höherm Sinn und größerm
Herzen
Den zarten ſchlanken Lorber dir gewählt.
Prinzeſſinn.
Die Zweige, die ich in Gedanken flocht,
Sie haben gleich ein würdig Haupt gefunden,
Ich ſetze ſie Virgilen dankbar auf.
Sie kränzt die Herme Virgils.
Leonore.
So drück’ ich meinen vollen frohen Kranz
Dem Meiſter Ludwig auf die hohe Stirne —
Sie kränzt Arioſtens Herme.
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