Wißt ihr sie noch, so laßt sie mich hören, es macht mir Vergnügen. Und sie sagte: befiehlt es mein Herr, so soll es geschehen.
Eben sind's zwey Jahre, da kam ein Lind- wurm und klagte Stürmisch, gnädiger Herr, vor euch, es woll ihm ein Bauer Nicht im Rechte sich fügen, ein Mann den zweymal das Urtheil Nicht begünstigt. Er brachte den Bauer vor euern Gerichtshof Und erzählte die Sache mit vielen heftigen Worten.
Durch ein Loch im Zaune zu kriechen ge- dachte die Schlange, Fing aber im Stricke, der vor die Oef- fnung gelegt war,
Wißt ihr sie noch, so laßt sie mich hoͤren, es macht mir Vergnuͤgen. Und sie sagte: befiehlt es mein Herr, so soll es geschehen.
Eben sind's zwey Jahre, da kam ein Lind- wurm und klagte Stuͤrmisch, gnaͤdiger Herr, vor euch, es woll ihm ein Bauer Nicht im Rechte sich fuͤgen, ein Mann den zweymal das Urtheil Nicht beguͤnstigt. Er brachte den Bauer vor euern Gerichtshof Und erzaͤhlte die Sache mit vielen heftigen Worten.
Durch ein Loch im Zaune zu kriechen ge- dachte die Schlange, Fing aber im Stricke, der vor die Oef- fnung gelegt war,
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="15"><pbfacs="#f0338"n="330"/><l>Wißt ihr sie noch, so laßt sie mich hoͤren, es<lb/><spacedim="horizontal"/>macht mir Vergnuͤgen.</l><lb/><l>Und sie sagte: befiehlt es mein Herr, so soll<lb/><spacedim="horizontal"/>es geschehen.</l><lb/></lg><lgn="16"><l>Eben sind's zwey Jahre, da kam ein Lind-<lb/><spacedim="horizontal"/>wurm und klagte</l><lb/><l>Stuͤrmisch, gnaͤdiger Herr, vor euch, es woll<lb/><spacedim="horizontal"/>ihm ein Bauer</l><lb/><l>Nicht im Rechte sich fuͤgen, ein Mann den<lb/><spacedim="horizontal"/>zweymal das Urtheil</l><lb/><l>Nicht beguͤnstigt. Er brachte den Bauer vor<lb/><spacedim="horizontal"/>euern Gerichtshof</l><lb/><l>Und erzaͤhlte die Sache mit vielen heftigen<lb/><spacedim="horizontal"/>Worten.</l><lb/></lg><lgn="17"><l>Durch ein Loch im Zaune zu kriechen ge-<lb/><spacedim="horizontal"/>dachte die Schlange,</l><lb/><l>Fing aber im Stricke, der vor die Oef-<lb/><spacedim="horizontal"/>fnung gelegt war,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[330/0338]
Wißt ihr sie noch, so laßt sie mich hoͤren, es
macht mir Vergnuͤgen.
Und sie sagte: befiehlt es mein Herr, so soll
es geschehen.
Eben sind's zwey Jahre, da kam ein Lind-
wurm und klagte
Stuͤrmisch, gnaͤdiger Herr, vor euch, es woll
ihm ein Bauer
Nicht im Rechte sich fuͤgen, ein Mann den
zweymal das Urtheil
Nicht beguͤnstigt. Er brachte den Bauer vor
euern Gerichtshof
Und erzaͤhlte die Sache mit vielen heftigen
Worten.
Durch ein Loch im Zaune zu kriechen ge-
dachte die Schlange,
Fing aber im Stricke, der vor die Oef-
fnung gelegt war,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/338>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.