Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Seyd nicht furchtsam, Reinecke, diesmal, ge-
   denket: dem Blöden

Wird das Glück nicht zu Theil, der Kühne
   sucht die Gefahr auf

Und erfreut sich mit ihr; sie hilft ihm wieder
   entkommen.

Reinecke sprach: ihr sagt mir die Wahrheit,
   ich danke zum schönsten

Für den herrlichen Trost, und komm ich wie-
   der in Freyheit,

Werd ichs gedenken. Er sah nun umher und
   viele Verwandte

Fanden sich unter der Schaar, doch wenige
   Gönner, den meisten

Pflegt' er übel zu dienen; ja unter den Ottern
   und Biebern,

Unter großen und kleinen trieb er sein schel-
   misches Wesen.

Doch entdeckt er noch Freunde genug im Saale
   des Königs.

Seyd nicht furchtsam, Reinecke, diesmal, ge-
   denket: dem Bloͤden

Wird das Gluͤck nicht zu Theil, der Kuͤhne
   sucht die Gefahr auf

Und erfreut sich mit ihr; sie hilft ihm wieder
   entkommen.

Reinecke sprach: ihr sagt mir die Wahrheit,
   ich danke zum schoͤnsten

Fuͤr den herrlichen Trost, und komm ich wie-
   der in Freyheit,

Werd ichs gedenken. Er sah nun umher und
   viele Verwandte

Fanden sich unter der Schaar, doch wenige
   Goͤnner, den meisten

Pflegt' er uͤbel zu dienen; ja unter den Ottern
   und Biebern,

Unter großen und kleinen trieb er sein schel-
   misches Wesen.

Doch entdeckt er noch Freunde genug im Saale
   des Koͤnigs.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0316" n="308"/>
              <l>Seyd nicht furchtsam, Reinecke, diesmal, ge-<lb/><space dim="horizontal"/>denket: dem Blo&#x0364;den</l><lb/>
              <l>Wird das Glu&#x0364;ck nicht zu Theil, der Ku&#x0364;hne<lb/><space dim="horizontal"/>sucht die Gefahr auf</l><lb/>
              <l>Und erfreut sich mit ihr; sie hilft ihm wieder<lb/><space dim="horizontal"/>entkommen.</l><lb/>
              <l>Reinecke sprach: ihr sagt mir die Wahrheit,<lb/><space dim="horizontal"/>ich danke zum scho&#x0364;nsten</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r den herrlichen Trost, und komm ich wie-<lb/><space dim="horizontal"/>der in Freyheit,</l><lb/>
              <l>Werd ichs gedenken. Er sah nun umher und<lb/><space dim="horizontal"/>viele Verwandte</l><lb/>
              <l>Fanden sich unter der Schaar, doch wenige<lb/><space dim="horizontal"/>Go&#x0364;nner, den meisten</l><lb/>
              <l>Pflegt' er u&#x0364;bel zu dienen; ja unter den Ottern<lb/><space dim="horizontal"/>und Biebern,</l><lb/>
              <l>Unter großen und kleinen trieb er sein schel-<lb/><space dim="horizontal"/>misches Wesen.</l><lb/>
              <l>Doch entdeckt er noch Freunde genug im Saale<lb/><space dim="horizontal"/>des Ko&#x0364;nigs.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0316] Seyd nicht furchtsam, Reinecke, diesmal, ge- denket: dem Bloͤden Wird das Gluͤck nicht zu Theil, der Kuͤhne sucht die Gefahr auf Und erfreut sich mit ihr; sie hilft ihm wieder entkommen. Reinecke sprach: ihr sagt mir die Wahrheit, ich danke zum schoͤnsten Fuͤr den herrlichen Trost, und komm ich wie- der in Freyheit, Werd ichs gedenken. Er sah nun umher und viele Verwandte Fanden sich unter der Schaar, doch wenige Goͤnner, den meisten Pflegt' er uͤbel zu dienen; ja unter den Ottern und Biebern, Unter großen und kleinen trieb er sein schel- misches Wesen. Doch entdeckt er noch Freunde genug im Saale des Koͤnigs.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/316
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/316>, abgerufen am 25.11.2024.