Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt so einer das Beste, so sagen doch end-
   lich die Layen:

Spricht er das Gute und thut er das Böse,
   was soll man erwählen?

Auch der Kirche thut er nichts Gutes, er pre-
   diget jedem:

Leget nur aus und bauet die Kirche; das rath'
   ich, ihr Lieben,

Wollt ihr Gnade verdienen und Ablaß! so
   schließt er die Rede,

Und er legt wohl wenig dazu, ja gar nichts,
   und fiele

Seinetwegen die Kirche zusammen. So hält
   er denn weiter

Für die beste Weise zu leben, sich köstlich zu
   kleiden,

Lecker zu essen. Und hat sich so einer um welt-
   liche Sachen

Uebermäßig bekümmert, wie will er beten und
   singen?

T 2

Predigt so einer das Beste, so sagen doch end-
   lich die Layen:

Spricht er das Gute und thut er das Boͤse,
   was soll man erwaͤhlen?

Auch der Kirche thut er nichts Gutes, er pre-
   diget jedem:

Leget nur aus und bauet die Kirche; das rath'
   ich, ihr Lieben,

Wollt ihr Gnade verdienen und Ablaß! so
   schließt er die Rede,

Und er legt wohl wenig dazu, ja gar nichts,
   und fiele

Seinetwegen die Kirche zusammen. So haͤlt
   er denn weiter

Fuͤr die beste Weise zu leben, sich koͤstlich zu
   kleiden,

Lecker zu essen. Und hat sich so einer um welt-
   liche Sachen

Uebermaͤßig bekuͤmmert, wie will er beten und
   singen?

T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="14">
              <pb facs="#f0299" n="291"/>
              <l>Predigt so einer das Beste, so sagen doch end-<lb/><space dim="horizontal"/>lich die Layen:</l><lb/>
              <l>Spricht er das Gute und thut er das Bo&#x0364;se,<lb/><space dim="horizontal"/>was soll man erwa&#x0364;hlen?</l><lb/>
              <l>Auch der Kirche thut er nichts Gutes, er pre-<lb/><space dim="horizontal"/>diget jedem:</l><lb/>
              <l>Leget nur aus und bauet die Kirche; das rath'<lb/><space dim="horizontal"/>ich, ihr Lieben,</l><lb/>
              <l>Wollt ihr Gnade verdienen und Ablaß! so<lb/><space dim="horizontal"/>schließt er die Rede,</l><lb/>
              <l>Und er legt wohl wenig dazu, ja gar nichts,<lb/><space dim="horizontal"/>und fiele</l><lb/>
              <l>Seinetwegen die Kirche zusammen. So ha&#x0364;lt<lb/><space dim="horizontal"/>er denn weiter</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r die beste Weise zu leben, sich ko&#x0364;stlich zu<lb/><space dim="horizontal"/>kleiden,</l><lb/>
              <l>Lecker zu essen. Und hat sich so einer um welt-<lb/><space dim="horizontal"/>liche Sachen</l><lb/>
              <l>Ueberma&#x0364;ßig beku&#x0364;mmert, wie will er beten und<lb/><space dim="horizontal"/>singen?</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">T 2</fw>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0299] Predigt so einer das Beste, so sagen doch end- lich die Layen: Spricht er das Gute und thut er das Boͤse, was soll man erwaͤhlen? Auch der Kirche thut er nichts Gutes, er pre- diget jedem: Leget nur aus und bauet die Kirche; das rath' ich, ihr Lieben, Wollt ihr Gnade verdienen und Ablaß! so schließt er die Rede, Und er legt wohl wenig dazu, ja gar nichts, und fiele Seinetwegen die Kirche zusammen. So haͤlt er denn weiter Fuͤr die beste Weise zu leben, sich koͤstlich zu kleiden, Lecker zu essen. Und hat sich so einer um welt- liche Sachen Uebermaͤßig bekuͤmmert, wie will er beten und singen? T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/299
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/299>, abgerufen am 22.11.2024.