Und die Königinn sagte zuletzt: ihr solltet so heftig, Gnädiger Herr, nicht zürnen, so leicht nicht schwören, es leidet Euer Ansehn dadurch und eurer Worte Be- deutung. Denn wir sehen die Wahrheit noch keineswe- ges am Tage, Ist doch erst der Beklagte zu hören. Und wär er zugegen, Würde mancher verstummen, der wider Rei- necken redet. Beyde Parteyen sind immer zu hören; denn mancher Verwegne Klagt um seine Verbrechen zu decken. Für klug und verständig Hielt ich Reinecken, dachte nichts böses und hatte nur immer Euer Bestes vor Augen, wiewohl es nun an- ders gekommen.
Und die Koͤniginn sagte zuletzt: ihr solltet so heftig, Gnaͤdiger Herr, nicht zuͤrnen, so leicht nicht schwoͤren, es leidet Euer Ansehn dadurch und eurer Worte Be- deutung. Denn wir sehen die Wahrheit noch keineswe- ges am Tage, Ist doch erst der Beklagte zu hoͤren. Und waͤr er zugegen, Wuͤrde mancher verstummen, der wider Rei- necken redet. Beyde Parteyen sind immer zu hoͤren; denn mancher Verwegne Klagt um seine Verbrechen zu decken. Fuͤr klug und verstaͤndig Hielt ich Reinecken, dachte nichts boͤses und hatte nur immer Euer Bestes vor Augen, wiewohl es nun an- ders gekommen.
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Und die Koͤniginn sagte zuletzt: ihr solltet so
heftig,
Gnaͤdiger Herr, nicht zuͤrnen, so leicht nicht
schwoͤren, es leidet
Euer Ansehn dadurch und eurer Worte Be-
deutung.
Denn wir sehen die Wahrheit noch keineswe-
ges am Tage,
Ist doch erst der Beklagte zu hoͤren. Und
waͤr er zugegen,
Wuͤrde mancher verstummen, der wider Rei-
necken redet.
Beyde Parteyen sind immer zu hoͤren; denn
mancher Verwegne
Klagt um seine Verbrechen zu decken. Fuͤr
klug und verstaͤndig
Hielt ich Reinecken, dachte nichts boͤses und
hatte nur immer
Euer Bestes vor Augen, wiewohl es nun an-
ders gekommen.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/259>, abgerufen am 23.11.2024.
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