Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Und der König versetzte: Was soll das rei-
men und reden? Viele Worte laßt ihr uns hören und wenig dahinter. Leset ihr über Reinecke mir nicht Grades noch Krummes, Frag ich den Teufel darnach. Was geht mich der Bischof im Dom an? Reinecke macht die Wallfahrt nach Rom, und wollt ihr das hindern? Aengstlich kraute Bellyn sich hinter den Oh- ren; er scheute Seines Königes Zorn, und fing sogleich aus dem Buche an Ueber den Pilger zu lesen; doch dieser achtet es wenig. Was es mochte, half es denn auch, das kann man sich denken. Und der Koͤnig versetzte: Was soll das rei-
men und reden? Viele Worte laßt ihr uns hoͤren und wenig dahinter. Leset ihr uͤber Reinecke mir nicht Grades noch Krummes, Frag ich den Teufel darnach. Was geht mich der Bischof im Dom an? Reinecke macht die Wallfahrt nach Rom, und wollt ihr das hindern? Aengstlich kraute Bellyn sich hinter den Oh- ren; er scheute Seines Koͤniges Zorn, und fing sogleich aus dem Buche an Ueber den Pilger zu lesen; doch dieser achtet es wenig. Was es mochte, half es denn auch, das kann man sich denken. <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0211" n="203"/> <lg n="12"> <l>Und der Koͤnig versetzte: Was soll das rei-<lb/><space dim="horizontal"/>men und reden?</l><lb/> <l>Viele Worte laßt ihr uns hoͤren und wenig<lb/><space dim="horizontal"/>dahinter.</l><lb/> <l>Leset ihr uͤber Reinecke mir nicht Grades noch<lb/><space dim="horizontal"/>Krummes,</l><lb/> <l>Frag ich den Teufel darnach. Was geht mich<lb/><space dim="horizontal"/>der Bischof im Dom an?</l><lb/> <l>Reinecke macht die Wallfahrt nach Rom, und<lb/><space dim="horizontal"/>wollt ihr das hindern?</l><lb/> <l>Aengstlich kraute Bellyn sich hinter den Oh-<lb/><space dim="horizontal"/>ren; er scheute</l><lb/> <l>Seines Koͤniges Zorn, und fing sogleich aus<lb/><space dim="horizontal"/>dem Buche an</l><lb/> <l>Ueber den Pilger zu lesen; doch dieser achtet<lb/><space dim="horizontal"/>es wenig.</l><lb/> <l>Was es mochte, half es denn auch, das kann<lb/><space dim="horizontal"/>man sich denken.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0211]
Und der Koͤnig versetzte: Was soll das rei-
men und reden?
Viele Worte laßt ihr uns hoͤren und wenig
dahinter.
Leset ihr uͤber Reinecke mir nicht Grades noch
Krummes,
Frag ich den Teufel darnach. Was geht mich
der Bischof im Dom an?
Reinecke macht die Wallfahrt nach Rom, und
wollt ihr das hindern?
Aengstlich kraute Bellyn sich hinter den Oh-
ren; er scheute
Seines Koͤniges Zorn, und fing sogleich aus
dem Buche an
Ueber den Pilger zu lesen; doch dieser achtet
es wenig.
Was es mochte, half es denn auch, das kann
man sich denken.
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(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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