Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 16.

Die Cotyledonen sind meist gedoppelt, und
wir finden hierbey eine Bemerkung zu machen,
welche uns in der Folge noch wichtiger scheinen
wird. Es sind nehmlich die Blätter dieses ersten
Knotens oft auch dann gepaart, wenn die folgen-
den Blätter des Stengels wechselsweise stehen, es
zeigt sich also hier eine Annäherung und Ver-
bindung der Theile welche die Natur in der
Folge trennt und von einander entfernt. Noch
merkwürdiger ist es wenn die Cotyledonen als viele
Blättchen um Eine Axe versammlet erscheinen,
und der aus ihrer Mitte sich nach und nach ent-
wickelnde Stengel, die folgenden Blätter einzeln
um sich herum hervorbringt, welcher Fall sehr
genau an dem Wachsthum der Pinusarten sich
bemerken lässt. Hier bildet ein Kranz von Nadeln
gleichsam einen Kelch, und wir werden in der
Folge, bey ähnlichen Erscheinungen, uns des
gegenwärtigen Falles wieder zu erinnern haben.



§. 16.

Die Cotyledonen ſind meiſt gedoppelt, und
wir finden hierbey eine Bemerkung zu machen,
welche uns in der Folge noch wichtiger ſcheinen
wird. Es ſind nehmlich die Blätter dieſes erſten
Knotens oft auch dann gepaart, wenn die folgen-
den Blätter des Stengels wechſelsweiſe ſtehen, es
zeigt ſich alſo hier eine Annäherung und Ver-
bindung der Theile welche die Natur in der
Folge trennt und von einander entfernt. Noch
merkwürdiger iſt es wenn die Cotyledonen als viele
Blättchen um Eine Axe verſammlet erſcheinen,
und der aus ihrer Mitte ſich nach und nach ent-
wickelnde Stengel, die folgenden Blätter einzeln
um ſich herum hervorbringt, welcher Fall ſehr
genau an dem Wachsthum der Pinusarten ſich
bemerken läſst. Hier bildet ein Kranz von Nadeln
gleichſam einen Kelch, und wir werden in der
Folge, bey ähnlichen Erſcheinungen, uns des
gegenwärtigen Falles wieder zu erinnern haben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0025" n="10"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c">§. 16.</hi> </head><lb/>
          <p>Die Cotyledonen &#x017F;ind mei&#x017F;t gedoppelt, und<lb/>
wir finden hierbey eine Bemerkung zu machen,<lb/>
welche uns in der Folge noch wichtiger &#x017F;cheinen<lb/>
wird. Es &#x017F;ind nehmlich die Blätter die&#x017F;es er&#x017F;ten<lb/>
Knotens oft auch dann <hi rendition="#i">gepaart</hi>, wenn die folgen-<lb/>
den Blätter des Stengels <hi rendition="#i">wech&#x017F;elswei&#x017F;e</hi> &#x017F;tehen, es<lb/>
zeigt &#x017F;ich al&#x017F;o hier eine Annäherung und Ver-<lb/>
bindung der Theile welche die Natur in der<lb/>
Folge trennt und von einander entfernt. Noch<lb/>
merkwürdiger i&#x017F;t es wenn die Cotyledonen als viele<lb/>
Blättchen um Eine Axe ver&#x017F;ammlet er&#x017F;cheinen,<lb/>
und der aus ihrer Mitte &#x017F;ich nach und nach ent-<lb/>
wickelnde Stengel, die folgenden Blätter einzeln<lb/>
um &#x017F;ich herum hervorbringt, welcher Fall &#x017F;ehr<lb/>
genau an dem Wachsthum der Pinusarten &#x017F;ich<lb/>
bemerken lä&#x017F;st. Hier bildet ein Kranz von Nadeln<lb/>
gleich&#x017F;am einen Kelch, und wir werden in der<lb/>
Folge, bey ähnlichen Er&#x017F;cheinungen, uns des<lb/>
gegenwärtigen Falles wieder zu erinnern haben.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0025] §. 16. Die Cotyledonen ſind meiſt gedoppelt, und wir finden hierbey eine Bemerkung zu machen, welche uns in der Folge noch wichtiger ſcheinen wird. Es ſind nehmlich die Blätter dieſes erſten Knotens oft auch dann gepaart, wenn die folgen- den Blätter des Stengels wechſelsweiſe ſtehen, es zeigt ſich alſo hier eine Annäherung und Ver- bindung der Theile welche die Natur in der Folge trennt und von einander entfernt. Noch merkwürdiger iſt es wenn die Cotyledonen als viele Blättchen um Eine Axe verſammlet erſcheinen, und der aus ihrer Mitte ſich nach und nach ent- wickelnde Stengel, die folgenden Blätter einzeln um ſich herum hervorbringt, welcher Fall ſehr genau an dem Wachsthum der Pinusarten ſich bemerken läſst. Hier bildet ein Kranz von Nadeln gleichſam einen Kelch, und wir werden in der Folge, bey ähnlichen Erſcheinungen, uns des gegenwärtigen Falles wieder zu erinnern haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Es existieren zwei Drucke des "Versuchs" von 1790… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/25
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/25>, abgerufen am 11.12.2024.