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Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.

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§. 3.

Wenn wir nun bemerken dass es auf diese
Weise, der Pflanze möglich ist einen Schritt
rückwärts zu thun, und die Ordnung des Wachs-
thums umzukehren; so werden wir auf den regel-
mässigen Weg der Natur desto aufmerksamer
gemacht, und wir lernen die Gesetze der Um-
wandlung kennen, nach welchen sie Einen Theil
durch den andern hervorbringt, und die ver-
schiedensten Gestalten durch Modification eines
einzigen Organs darstellt.

§. 4.

Die geheime Verwandtschaft der verschiedenen
äussern Pflanzentheile, als der Blätter, des Kelchs,
der Krone, der Staubfäden, welche sich nach
einander und gleichsam aus einander entwickeln,
ist von den Forschern im allgemeinen längst
erkannt, ja auch besonders bearbeitet worden,
und man hat die Wirkung, wodurch ein und
dasselbe Organ sich uns manigfaltig verändert
sehen lässt, die Metamorphose der Pflanzen genannt.



§. 3.

Wenn wir nun bemerken daſs es auf dieſe
Weiſe, der Pflanze möglich iſt einen Schritt
rückwärts zu thun, und die Ordnung des Wachs-
thums umzukehren; ſo werden wir auf den regel-
mäſsigen Weg der Natur deſto aufmerkſamer
gemacht, und wir lernen die Geſetze der Um-
wandlung kennen, nach welchen ſie Einen Theil
durch den andern hervorbringt, und die ver-
ſchiedenſten Geſtalten durch Modification eines
einzigen Organs darſtellt.

§. 4.

Die geheime Verwandtſchaft der verſchiedenen
äuſsern Pflanzentheile, als der Blätter, des Kelchs,
der Krone, der Staubfäden, welche ſich nach
einander und gleichſam aus einander entwickeln,
iſt von den Forſchern im allgemeinen längſt
erkannt, ja auch beſonders bearbeitet worden,
und man hat die Wirkung, wodurch ein und
daſſelbe Organ ſich uns manigfaltig verändert
ſehen läſst, die Metamorphoſe der Pflanzen genannt.


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[2/0017] §. 3. Wenn wir nun bemerken daſs es auf dieſe Weiſe, der Pflanze möglich iſt einen Schritt rückwärts zu thun, und die Ordnung des Wachs- thums umzukehren; ſo werden wir auf den regel- mäſsigen Weg der Natur deſto aufmerkſamer gemacht, und wir lernen die Geſetze der Um- wandlung kennen, nach welchen ſie Einen Theil durch den andern hervorbringt, und die ver- ſchiedenſten Geſtalten durch Modification eines einzigen Organs darſtellt. §. 4. Die geheime Verwandtſchaft der verſchiedenen äuſsern Pflanzentheile, als der Blätter, des Kelchs, der Krone, der Staubfäden, welche ſich nach einander und gleichſam aus einander entwickeln, iſt von den Forſchern im allgemeinen längſt erkannt, ja auch beſonders bearbeitet worden, und man hat die Wirkung, wodurch ein und daſſelbe Organ ſich uns manigfaltig verändert ſehen läſst, die Metamorphoſe der Pflanzen genannt.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/17>, abgerufen am 24.11.2024.