vielhabend werden, denn mein guter Nach¬ bar wäre nicht abgeneigt mir seine Hand zu geben.
Der Alte mit dem Podagra? rief Wil¬ helm, ich wüßte nicht, wie Sie in Ihren Jahren zu so einem verzweifelten Entschluß kommen könnten? -- Ich bin auch gar nicht versucht! versetzte Therese. Wohlhabend ist jeder, der dem, was er besitzt, vorzustehen weiß; vielhabend zu seyn ist eine lästige Sache, wenn man es nicht versteht.
Wilhelm zeigte seine Verwunderung über ihre Wirthschaftskenntnisse. -- Entschiedene Neigung, frühe Gelegenheit, äußerer Antrieb und eine fortgesetzte Beschäftigung in einer nützlichen Sache, machen in der Welt noch viel mehr möglich, versetzte Therese, und wenn Sie erst erfahren werden, was mich dazu belebt hat, so werden Sie sich über das sonderbar scheinende Talent nicht mehr
vielhabend werden, denn mein guter Nach¬ bar wäre nicht abgeneigt mir ſeine Hand zu geben.
Der Alte mit dem Podagra? rief Wil¬ helm, ich wüßte nicht, wie Sie in Ihren Jahren zu ſo einem verzweifelten Entſchluß kommen könnten? — Ich bin auch gar nicht verſucht! verſetzte Thereſe. Wohlhabend iſt jeder, der dem, was er beſitzt, vorzuſtehen weiß; vielhabend zu ſeyn iſt eine läſtige Sache, wenn man es nicht verſteht.
Wilhelm zeigte ſeine Verwunderung über ihre Wirthſchaftskenntniſſe. — Entſchiedene Neigung, frühe Gelegenheit, äußerer Antrieb und eine fortgeſetzte Beſchäftigung in einer nützlichen Sache, machen in der Welt noch viel mehr möglich, verſetzte Thereſe, und wenn Sie erſt erfahren werden, was mich dazu belebt hat, ſo werden Sie ſich über das ſonderbar ſcheinende Talent nicht mehr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0074"n="70"/>
vielhabend werden, denn mein guter Nach¬<lb/>
bar wäre nicht abgeneigt mir ſeine Hand zu<lb/>
geben.</p><lb/><p>Der Alte mit dem Podagra? rief Wil¬<lb/>
helm, ich wüßte nicht, wie Sie in Ihren<lb/>
Jahren zu ſo einem verzweifelten Entſchluß<lb/>
kommen könnten? — Ich bin auch gar nicht<lb/>
verſucht! verſetzte Thereſe. Wohlhabend iſt<lb/>
jeder, der dem, was er beſitzt, vorzuſtehen<lb/>
weiß; vielhabend zu ſeyn iſt eine läſtige<lb/>
Sache, wenn man es nicht verſteht.</p><lb/><p>Wilhelm zeigte ſeine Verwunderung über<lb/>
ihre Wirthſchaftskenntniſſe. — Entſchiedene<lb/>
Neigung, frühe Gelegenheit, äußerer Antrieb<lb/>
und eine fortgeſetzte Beſchäftigung in einer<lb/>
nützlichen Sache, machen in der Welt noch<lb/>
viel mehr möglich, verſetzte Thereſe, und<lb/>
wenn Sie erſt erfahren werden, was mich<lb/>
dazu belebt hat, ſo werden Sie ſich über<lb/>
das ſonderbar ſcheinende Talent nicht mehr<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[70/0074]
vielhabend werden, denn mein guter Nach¬
bar wäre nicht abgeneigt mir ſeine Hand zu
geben.
Der Alte mit dem Podagra? rief Wil¬
helm, ich wüßte nicht, wie Sie in Ihren
Jahren zu ſo einem verzweifelten Entſchluß
kommen könnten? — Ich bin auch gar nicht
verſucht! verſetzte Thereſe. Wohlhabend iſt
jeder, der dem, was er beſitzt, vorzuſtehen
weiß; vielhabend zu ſeyn iſt eine läſtige
Sache, wenn man es nicht verſteht.
Wilhelm zeigte ſeine Verwunderung über
ihre Wirthſchaftskenntniſſe. — Entſchiedene
Neigung, frühe Gelegenheit, äußerer Antrieb
und eine fortgeſetzte Beſchäftigung in einer
nützlichen Sache, machen in der Welt noch
viel mehr möglich, verſetzte Thereſe, und
wenn Sie erſt erfahren werden, was mich
dazu belebt hat, ſo werden Sie ſich über
das ſonderbar ſcheinende Talent nicht mehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/74>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.