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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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einem Anfall von toller Laune, die ihn im¬
mer ergriff, sobald er den Grafen gewahr
ward. Sie finden den ganzen Adel der
Welt beysammen, Markesen, Marqui's, Mi¬
lord's und Baronen, es hat nur noch an ei¬
nen Grafen gefehlt. So ging man die Treppe
hinauf, und Wilhelm war die erste Person,
die ihnen im Vorsaal entgegen kam. Mi¬
lord! sagte der Graf zu ihm auf französisch,
nachdem er ihn einen Augenblick betrachtet
hatte, ich freue mich sehr, Ihre Bekannt¬
schaft unvermuthet zu erneuern; denn ich
müßte mich sehr irren, wenn ich Sie nicht
im Gefolge des Prinzen sollte in meinem
Schlosse gesehen haben. -- Ich hatte das
Glück Ew. Exzellenz damals aufzuwarten,
versetzte Wilhelm, nur erzeigen Sie mir zu
viel Ehre, wenn Sie mich für einen Eng¬
länder und zwar vom ersten Range halten,
ich bin ein Deutscher, und-- zwar ein sehr

einem Anfall von toller Laune, die ihn im¬
mer ergriff, ſobald er den Grafen gewahr
ward. Sie finden den ganzen Adel der
Welt beyſammen, Markeſen, Marqui’s, Mi¬
lord’s und Baronen, es hat nur noch an ei¬
nen Grafen gefehlt. So ging man die Treppe
hinauf, und Wilhelm war die erſte Perſon,
die ihnen im Vorſaal entgegen kam. Mi¬
lord! ſagte der Graf zu ihm auf franzöſiſch,
nachdem er ihn einen Augenblick betrachtet
hatte, ich freue mich ſehr, Ihre Bekannt¬
ſchaft unvermuthet zu erneuern; denn ich
müßte mich ſehr irren, wenn ich Sie nicht
im Gefolge des Prinzen ſollte in meinem
Schloſſe geſehen haben. — Ich hatte das
Glück Ew. Exzellenz damals aufzuwarten,
verſetzte Wilhelm, nur erzeigen Sie mir zu
viel Ehre, wenn Sie mich für einen Eng¬
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ich bin ein Deutſcher, und— zwar ein ſehr

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[477/0481] einem Anfall von toller Laune, die ihn im¬ mer ergriff, ſobald er den Grafen gewahr ward. Sie finden den ganzen Adel der Welt beyſammen, Markeſen, Marqui’s, Mi¬ lord’s und Baronen, es hat nur noch an ei¬ nen Grafen gefehlt. So ging man die Treppe hinauf, und Wilhelm war die erſte Perſon, die ihnen im Vorſaal entgegen kam. Mi¬ lord! ſagte der Graf zu ihm auf franzöſiſch, nachdem er ihn einen Augenblick betrachtet hatte, ich freue mich ſehr, Ihre Bekannt¬ ſchaft unvermuthet zu erneuern; denn ich müßte mich ſehr irren, wenn ich Sie nicht im Gefolge des Prinzen ſollte in meinem Schloſſe geſehen haben. — Ich hatte das Glück Ew. Exzellenz damals aufzuwarten, verſetzte Wilhelm, nur erzeigen Sie mir zu viel Ehre, wenn Sie mich für einen Eng¬ länder und zwar vom erſten Range halten, ich bin ein Deutſcher, und— zwar ein ſehr

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/481>, abgerufen am 22.11.2024.