der Knabe im Hinterhalt. Sein Auf- und Abwandeln ward unruhiger, ja man erin¬ nerte sich nachher, daß er in der Zeit öfters als sonst an dem Fenster gestanden und über den See hinüber gesehen habe.
Unsere arme Schwester indessen schien von dem einzigen Gedanken, von der beschränk¬ ten Beschäftigung nach und nach aufgerieben zu werden, und unser Arzt schlug vor, man sollte ihr, nach und nach, unter ihre übrigen Gebeine die Knochen eines Kinderskelets mi¬ schen, um dadurch ihre Hoffnung zu vermeh¬ ren. Der Versuch war zweifelhaft, doch schien wenigstens so viel dabey gewonnen, daß man sie, wenn alle Theile beysammen wären, von dem ewigen Suchen abbringen, und ihr zu einer Reise nach Rom Hoffnung machen könnte.
Es geschah, und ihre Begleiterin ver¬ tauschte unmerklich die ihr anvertrauten klei¬
der Knabe im Hinterhalt. Sein Auf– und Abwandeln ward unruhiger, ja man erin¬ nerte ſich nachher, daß er in der Zeit öfters als ſonſt an dem Fenſter geſtanden und über den See hinüber geſehen habe.
Unſere arme Schweſter indeſſen ſchien von dem einzigen Gedanken, von der beſchränk¬ ten Beſchäftigung nach und nach aufgerieben zu werden, und unſer Arzt ſchlug vor, man ſollte ihr, nach und nach, unter ihre übrigen Gebeine die Knochen eines Kinderſkelets mi¬ ſchen, um dadurch ihre Hoffnung zu vermeh¬ ren. Der Verſuch war zweifelhaft, doch ſchien wenigſtens ſo viel dabey gewonnen, daß man ſie, wenn alle Theile beyſammen wären, von dem ewigen Suchen abbringen, und ihr zu einer Reiſe nach Rom Hoffnung machen könnte.
Es geſchah, und ihre Begleiterin ver¬ tauſchte unmerklich die ihr anvertrauten klei¬
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der Knabe im Hinterhalt. Sein Auf– und
Abwandeln ward unruhiger, ja man erin¬
nerte ſich nachher, daß er in der Zeit öfters
als ſonſt an dem Fenſter geſtanden und über
den See hinüber geſehen habe.
Unſere arme Schweſter indeſſen ſchien von
dem einzigen Gedanken, von der beſchränk¬
ten Beſchäftigung nach und nach aufgerieben
zu werden, und unſer Arzt ſchlug vor, man
ſollte ihr, nach und nach, unter ihre übrigen
Gebeine die Knochen eines Kinderſkelets mi¬
ſchen, um dadurch ihre Hoffnung zu vermeh¬
ren. Der Verſuch war zweifelhaft, doch
ſchien wenigſtens ſo viel dabey gewonnen,
daß man ſie, wenn alle Theile beyſammen
wären, von dem ewigen Suchen abbringen,
und ihr zu einer Reiſe nach Rom Hoffnung
machen könnte.
Es geſchah, und ihre Begleiterin ver¬
tauſchte unmerklich die ihr anvertrauten klei¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/459>, abgerufen am 22.11.2024.
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