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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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ihr weggenommen, und zu guten Leuten
unten am See gegeben, und in der mehrern
Freiheit, die es hatte, zeigte sich bald seine
besondre Lust zum klettern. Die höchsten
Gipfel zu ersteigen, auf den Rändern der
Schiffe wegzulaufen und den Seiltänzern,
die sich manchmal in dem Orte sehen ließen,
die wunderlichsten Kunststücke nachzumachen,
war ein natürlicher Trieb.

Um das alles leichter zu üben, liebte sie
mit den Knaben die Kleider zu wechseln,
und ob es gleich von ihren Pflegeeltern höchst
unanständig und unzuläßig gehalten wurde,
so ließen wir ihr doch so viel als möglich
nachsehen. Ihre wunderlichen Wege und
Sprünge führten sie manchmal weit, sie ver¬
irrte sich, sie blieb aus, und kam immer
wieder. Meistentheils wenn sie zurückkehrte,
setzte sie sich unter die Säulen des Portals
vor einem Landhause in der Nachbarschaft;

ihr weggenommen, und zu guten Leuten
unten am See gegeben, und in der mehrern
Freiheit, die es hatte, zeigte ſich bald ſeine
beſondre Luſt zum klettern. Die höchſten
Gipfel zu erſteigen, auf den Rändern der
Schiffe wegzulaufen und den Seiltänzern,
die ſich manchmal in dem Orte ſehen ließen,
die wunderlichſten Kunſtſtücke nachzumachen,
war ein natürlicher Trieb.

Um das alles leichter zu üben, liebte ſie
mit den Knaben die Kleider zu wechſeln,
und ob es gleich von ihren Pflegeeltern höchſt
unanſtändig und unzuläßig gehalten wurde,
ſo ließen wir ihr doch ſo viel als möglich
nachſehen. Ihre wunderlichen Wege und
Sprünge führten ſie manchmal weit, ſie ver¬
irrte ſich, ſie blieb aus, und kam immer
wieder. Meiſtentheils wenn ſie zurückkehrte,
ſetzte ſie ſich unter die Säulen des Portals
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[447/0451] ihr weggenommen, und zu guten Leuten unten am See gegeben, und in der mehrern Freiheit, die es hatte, zeigte ſich bald ſeine beſondre Luſt zum klettern. Die höchſten Gipfel zu erſteigen, auf den Rändern der Schiffe wegzulaufen und den Seiltänzern, die ſich manchmal in dem Orte ſehen ließen, die wunderlichſten Kunſtſtücke nachzumachen, war ein natürlicher Trieb. Um das alles leichter zu üben, liebte ſie mit den Knaben die Kleider zu wechſeln, und ob es gleich von ihren Pflegeeltern höchſt unanſtändig und unzuläßig gehalten wurde, ſo ließen wir ihr doch ſo viel als möglich nachſehen. Ihre wunderlichen Wege und Sprünge führten ſie manchmal weit, ſie ver¬ irrte ſich, ſie blieb aus, und kam immer wieder. Meiſtentheils wenn ſie zurückkehrte, ſetzte ſie ſich unter die Säulen des Portals vor einem Landhauſe in der Nachbarſchaft;

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/451>, abgerufen am 25.11.2024.