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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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hoffen hatte. Ich sollte den geistlichen Stand
ergreifen, und der jüngste Soldat werden.
Ich war lebhaft, feurig, thätig, schnell, zu
allen körperlichen Übungen geschickt. Der
jüngste schien zu einer Art von schwärmeri¬
scher Ruhe geneigter, den Wissenschaften,
der Musik und der Dichtkunst ergeben. Nur
nach dem härtsten Kampf, nach der völlig¬
sten Überzeugung der Unmöglichkeit gab der
Vater, wiewohl mit Widerwillen, nach, daß
wir unsern Beruf umtauschen dürften, und
ob er gleich jeden von uns beyden zufrieden
sah, so konnte er sich doch nicht drein fin¬
den, und versicherte, daß nichts gutes dar¬
aus entstehen werde. Je älter er ward, desto
abgeschnittener fühlte er sich von aller Ge¬
sellschaft. Er lebte zuletzt fast ganz allein.
Nur ein alter Freund, der unter den Deut¬
schen gedient, im Feldzuge seine Frau ver¬
lohren hatte, und eine Tochter mitbrachte,

hoffen hatte. Ich ſollte den geiſtlichen Stand
ergreifen, und der jüngſte Soldat werden.
Ich war lebhaft, feurig, thätig, ſchnell, zu
allen körperlichen Übungen geſchickt. Der
jüngſte ſchien zu einer Art von ſchwärmeri¬
ſcher Ruhe geneigter, den Wiſſenſchaften,
der Muſik und der Dichtkunſt ergeben. Nur
nach dem härtſten Kampf, nach der völlig¬
ſten Überzeugung der Unmöglichkeit gab der
Vater, wiewohl mit Widerwillen, nach, daß
wir unſern Beruf umtauſchen dürften, und
ob er gleich jeden von uns beyden zufrieden
ſah, ſo konnte er ſich doch nicht drein fin¬
den, und verſicherte, daß nichts gutes dar¬
aus entſtehen werde. Je älter er ward, deſto
abgeſchnittener fühlte er ſich von aller Ge¬
ſellſchaft. Er lebte zuletzt faſt ganz allein.
Nur ein alter Freund, der unter den Deut¬
ſchen gedient, im Feldzuge ſeine Frau ver¬
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[429/0433] hoffen hatte. Ich ſollte den geiſtlichen Stand ergreifen, und der jüngſte Soldat werden. Ich war lebhaft, feurig, thätig, ſchnell, zu allen körperlichen Übungen geſchickt. Der jüngſte ſchien zu einer Art von ſchwärmeri¬ ſcher Ruhe geneigter, den Wiſſenſchaften, der Muſik und der Dichtkunſt ergeben. Nur nach dem härtſten Kampf, nach der völlig¬ ſten Überzeugung der Unmöglichkeit gab der Vater, wiewohl mit Widerwillen, nach, daß wir unſern Beruf umtauſchen dürften, und ob er gleich jeden von uns beyden zufrieden ſah, ſo konnte er ſich doch nicht drein fin¬ den, und verſicherte, daß nichts gutes dar¬ aus entſtehen werde. Je älter er ward, deſto abgeſchnittener fühlte er ſich von aller Ge¬ ſellſchaft. Er lebte zuletzt faſt ganz allein. Nur ein alter Freund, der unter den Deut¬ ſchen gedient, im Feldzuge ſeine Frau ver¬ lohren hatte, und eine Tochter mitbrachte,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/433>, abgerufen am 22.11.2024.