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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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man sich eben so schnell mit raschen Pferden
wieder entfernen muß, als man es erreicht
zu haben glaubt, an statt daß jeder andere,
der nach irdischen Waaren strebt, sie in den
verschiedenen Himmelsgegenden, oder wohl
gar auf der Messe und dem Jahrmarkt an¬
schaffen kann.

Komm, lieber Knabe! rief er seinem Sohn
entgegen, der eben daher gesprungen kam,
sey und bleibe Du mir alles! Du warst mir
zum Ersatz Deiner geliebten Mutter gegeben,
Du solltest mir die zweyte Mutter ersetzen,
die ich Dir bestimmt hatte, und nun hast
Du noch die größere Lücke auszufüllen. Be¬
schäftige mein Herz, beschäftige meinen Geist
mit Deiner Schönheit, Deiner Liebenswür¬
digkeit, Deiner Wißbegierde und Deinen
Fähigkeiten.

Der Knabe war mit einem neuen Spiel¬
werke beschäftigt, der Vater suchte es ihm

man ſich eben ſo ſchnell mit raſchen Pferden
wieder entfernen muß, als man es erreicht
zu haben glaubt, an ſtatt daß jeder andere,
der nach irdiſchen Waaren ſtrebt, ſie in den
verſchiedenen Himmelsgegenden, oder wohl
gar auf der Meſſe und dem Jahrmarkt an¬
ſchaffen kann.

Komm, lieber Knabe! rief er ſeinem Sohn
entgegen, der eben daher geſprungen kam,
ſey und bleibe Du mir alles! Du warſt mir
zum Erſatz Deiner geliebten Mutter gegeben,
Du ſollteſt mir die zweyte Mutter erſetzen,
die ich Dir beſtimmt hatte, und nun haſt
Du noch die größere Lücke auszufüllen. Be¬
ſchäftige mein Herz, beſchäftige meinen Geiſt
mit Deiner Schönheit, Deiner Liebenswür¬
digkeit, Deiner Wißbegierde und Deinen
Fähigkeiten.

Der Knabe war mit einem neuen Spiel¬
werke beſchäftigt, der Vater ſuchte es ihm

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[399/0403] man ſich eben ſo ſchnell mit raſchen Pferden wieder entfernen muß, als man es erreicht zu haben glaubt, an ſtatt daß jeder andere, der nach irdiſchen Waaren ſtrebt, ſie in den verſchiedenen Himmelsgegenden, oder wohl gar auf der Meſſe und dem Jahrmarkt an¬ ſchaffen kann. Komm, lieber Knabe! rief er ſeinem Sohn entgegen, der eben daher geſprungen kam, ſey und bleibe Du mir alles! Du warſt mir zum Erſatz Deiner geliebten Mutter gegeben, Du ſollteſt mir die zweyte Mutter erſetzen, die ich Dir beſtimmt hatte, und nun haſt Du noch die größere Lücke auszufüllen. Be¬ ſchäftige mein Herz, beſchäftige meinen Geiſt mit Deiner Schönheit, Deiner Liebenswür¬ digkeit, Deiner Wißbegierde und Deinen Fähigkeiten. Der Knabe war mit einem neuen Spiel¬ werke beſchäftigt, der Vater ſuchte es ihm

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/403>, abgerufen am 22.11.2024.